Die zweite Bulkeser Heimatreise – ein weiterer Höhepunkt in der Geschichte unserer Heimatgemeinschaft

Ein Bericht von Karl Weber, Fußgönheim

Wie schon bei der ersten Reise, hatten wir unseren Termin auf Grund der Gegebenheiten mit der Einweihung einer Gedenkstätte in Jarek verbunden. Dass dieses Vorhaben - trotz größter Bemühungen von Hans Supritz und Josef Jerger - auch bei unserer zweiten Heimatreise nicht realisiert werden konnte, zeigt die Einstellung und Unzuverlässigkeit der bisherigen politischen (radikalen) Vertreter von Jarek und der Verbandsgemeinde Temerin.
Dass auch diese Heimatreise trotzdem – ja man kann sagen für alle Teilnehmer zu unvergesslichen positiven Erlebnissen führte -, lag auch an der Einstellung von politischen Vertretern vor allem in unserem Heimatort Bulkes, dem heutigen Maglic, und in anderen Orten wie Mitrovic. Ihnen sei herzlich gedankt!
Ich denke, ich darf hier anführen, dass wohl kaum einer der Teilnehmer diese Reise bereut hat. Erlebnisgeneration und Nachkommen fanden zu einer ungeahnten familiären Einheit zusammen. Dieses so wohltuende Erlebnis wird uns noch lange in Erinnerung bleiben.


Erste Planungen bis zum endgültigen Reiseprogramm

Erste Planung und Spendenaufruf für die Gedenkstätten Jarek, Mitrowitz und Antrazit
Nachdem die Errichtung der Gedenkstätten in Mitrowitz und Jarek schriftlich genehmigt waren und dabei abzusehen war, dass sie im September 2008 eingeweiht werden würden, planten wir diese 2. Heimatreise bereits Ende 2007 für den genannten Zeitraum und gaben dies in der Weihnachtsausgabe 2007 unserer H-Z bekannt.
Nicht zuletzt auch deswegen, weil zu diesem Zeitpunkt bereits 50 Anfragen für eine zweite Bulkeser Heimatreise vorlagen. Viele, die bei der ersten Reise 2006 dabei waren, hatten schon auf dem Rückweg ihr großes Interesse - insbesondere für einen längeren Aufenthalt in Bulkes - für eine zweite Reise bekundet.
Nach Rücksprachen mit unseren Verantwortlichen für die Errichtung der Gedenkstätten in Jarek und Mitrowitz, Josef Jerger und Hans Supritz, schien es uns auch geboten, Aufrufe zu Spenden für die genannten Gedenkstätten zu diesem Zeitpunkt zu machen. An anderer Stelle dieser Ausgabe sind die Spendeneingänge aufgelistet.

Einladung und Ausschreibung der zweiten Heimatreise
Wie in der H-Z vom Dezember 2007 angekündigt, erfolgte die Einladung in der H-Z vom März 2008. Zu diesem Zeitpunkt waren die Einweihungen in Jarek und Mitrowitz bereits terminlich festgelegt, so dass wir die Reise vollständig anbieten konnten. Es war damit zu rechnen, dass wir in die Nähe von 100 Reiseteilnehmern kommen würden.
Auf Grund der schlechten Erfahrungen in einem Mittelklassehotel in Neusatz und um alle in einem Hotel unterzubringen, machten wir eine Vorbuchung im 5-Sterne-Hotel „Park“ in Neusatz, mit 250 Betten.
Im Gegensatz dazu waren wir mit der Unterbringung auf unserem Reiseweg bei der Hotelkette Drescher in Rust bzw. in Mörbisch am Neusiedlersee zufrieden und buchten hier auch für diese Reise vor.
Keine Frage auch, dass wir wieder mit den Bussen des Busunternehmens Rau in Dannstadt in der Pfalz fahren würden. Wir waren mit den Bussen und den Fahrern sehr zufrieden.
Ebenso war es klar, dass wir wieder zwei Busse benötigten und auch für die Anreisenden mit dem Flugzeug und dem PKW Vorbuchungen im Hotel mit einrechneten.
Auf vielfachen Wunsch von Teilnehmern der ersten Reise hatten wir dann auch einen zweiten Tag in Bulkes eingeplant.

Endgültige Reiseausschreibung in der Ausgabe August der H-Z
Zu diesem Zeitpunkt war vorgesehen, die Gedenkstätten in Jarek und Mitrowitz am gleichen Tag, den 20. September 2008, einzuweihen.
Allerdings war „Jarek“ bereits in Frage gestellt. Falls es dafür nicht mehr reichen sollte, hatten wir Bulkeser zum gleichen Zeitpunkt eine Andacht an den Massengräbern vorgesehen, so dass unser Reiseprogramm endgültig festgelegt war.
Wie sich herausstellte, wurde es mit der Einweihung der Gedenkstätte in Jarek zu diesem Zeitpunkt nichts mehr. Wir Bulkeser konnten, wie vorgesehen, unseren 654 Toten in Jarek in einer würdigen Gedenkfeier eine gebührende Ehre erweisen.
Über die zukünftige Errichtung einer Gedenkstätte in Jarek an anderer Stelle dieser Ausgabe erfreuliche Informationen.

Planungen und Wege zur Errichtung und Einweihung eines Gedenksteines auf dem Friedhof in Bulkes anlässlich unserer zweiten Heimatreise.
Diese Planungen begannen im Februar 2008, noch mit Franz Jung, es war ein großes Anliegen von ihm.
Über dieses Vorhaben wurde bekanntlich in der Ausgabe August 2008 auf den Seiten 43-45 ausführlich berichtet und nach unseren Vorgesprächen mit der Maglicer Gemeindeverwaltung am 21. Juli in einem Beiblatt „Letzte Meldung“ gleich wieder in Frage gestellt.

Ergebnis des Vorgespräches zum Gedenkstein:
Die Maglicer Seite konnte unseren vorgesehenen Text auf dem Gedenkstein, der auch die Geschehnisse von 1945 bis 1948 beinhaltete, nicht vollständig akzeptieren, erklärte sich aber bereit, das Projekt selbst zu finanzieren, wenn wir mit dem etwas gekürzten Text einverstanden wären.
Ganz wollten wir die Gedenkstätte aber auch nicht geschenkt haben. Wir erklärten uns bereit, bis zu 30 Prozent der Kosten zu übernehmen.
Somit konnten wir dann doch wie angestrebt, am 21. September 2008, gemeinsam mit unseren Maglicer Gastgebern, den Gedenkstein auf dem Friedhof, wie an anderer Stelle beschrieben, einweihen.

Der Plan für eine Gedenktafel an der Kirche.
Dieses Vorhaben wurde ebenfalls in dem Beiblatt „Letzte Meldung“ angeführt. Die Genehmigungen zu diesem Projekt seitens der Gemeindeverwaltung Maglic und der Orthodoxen Kirche bis zu unserem Besuch am 21. September 2008, konnten wohl aus terminlichen Gründen nicht mehr realisiert werden.

In der Zwischenzeit wurde uns diese Gedenktafel von beiden genannten Stellen genehmigt!
Mehr dazu an anderer Stelle dieser Ausgabe.

Nötige Flexibilität bei An- und Abmeldungen
Bis Anfang Juli stiegen die Anmeldungen, trotz einiger Absagen, auf 85 Teilnehmer an. Ab diesem Zeitpunkt hielten sich die An- und Abmeldungen die Waage. Die letzte Anmeldung erfolgte zwei Tage vor der Abreise der Busse. Bei dieser Altersstruktur der Teilnehmer wollten und mussten wir flexibel für An- und Abmeldungen sein.
Bei den Bussen war es kein Problem, mit unseren Hotels hatten wir entsprechende Abmachungen getroffen.
Dank unseres sprachkundigen Willi Bauderer in Wort und Schrift, konnten wir uns sowohl mit dem Hotel „Park“ als auch bei unseren Vorhaben in Bulkes auf dem Laufenden halten.


Zusammensetzung der Reisegruppe, Reisearten

Die Reisegruppe bestand aus 93 Personen, davon waren einige nur zeitweise dabei.
 75 Busreisende
, davon 67 aus Deutschland, 6 aus Österreich, 2 aus den USA;
 6 Flugzeug-Reisende aus Deutschland;
 7 PKW-Reisende
aus Deutschland;
 5 Teilnehmer
aus Serbien, Bulkeser und Nachkommen;
davon hatten 86 im Hotel „Park“ in Neusatz Quartier bezogen.

Struktur der Teilnehmer:
 
44 sind in Bulkes geboren;
 20 Angeheiratete;
 21 Nachkommen;
 5 angeheiratete Nachkommen;
 sowie 2 Verwandte und 1 Bekannter.
Die älteste Teilnehmerin war 85 Jahre alt, 12 Teilnehmer waren Jahrgang 1928 und älter.
 

Willi u. Jutta Bauderer, die ersten Anreisenden - letzte Abstimmungen in Maglic

Die guten Erfahrungen, die Franz Jung und Willi Bauderer bei ihren Gesprächen der ersten Heimatreise vor dem Eintreffen der Reisegruppe mit den Vertretern der Gemeinde Maglic machten, bewogen Willi Bauderer, auch diesmal früher anzureisen; es waren noch viele Details für das Tagesprogramm in Bulkes/Maglic zu besprechen. Es hat sich wieder gezeigt, dass diese Gespräche sehr notwendig waren.
 

Donnerstag, 18. September 2008 – 1. Anreisetag der Busreisenden

Wie geplant, starteten die beiden Luxus-Fernreisebusse der Firma Rau-Touristik.
Bus 1
mit 58 Plätzen begann die südliche Autobahnroute um 6 Uhr in Karlsruhe mit 5 Personen, mit Zusteigestellen in Pforzheim 7, Heimsheim 5, Echterdingen 2, Kirchheim/Teck 3, München 16, Bergen 1, und traf gegen 14.30 Uhr pünktlich, mit 2 Minuten Vorsprung auf Bus 2 an der Raststätte Ansfelden in Österreich ein.
Bus 2
mit 49 Plätzen startete 6.30 Uhr in Fußgönheim mit 20 Personen, mit Zusteigestellen in Mutterstadt, 5 Personen und Nürnberg 3, war ebenso pünktlich eingetroffen.

Hier gab es freudige Begrüßungen bei bester Stimmung. Nach dem Zusteigen der ersten Teilnehmerin aus Österreich fuhren die Busse gemeinsam nach Rust am Neusiedlersee und trafen dort wiederum pünktlich gegen 18.00 Uhr ein, wobei uns Claudia Wahl, unsere Filmemacherin aus Wien, bereits erwartete.
Hier ging es zunächst in das Restaurant „Zur Alten Schmiede“ zum gemeinsamen Abendessen, hier hatten sich die Insassen beider Busse bereits viel zu erzählen.
Anschließend fuhren wir zu den Hotels in Rust und Mörbisch, wobei die meisten rechtzeitig zu Bett kamen, zumal einige seit 4 Uhr Früh auf den Füßen waren.
 

Freitag, 19. September - die Fahrt durch Ungarn nach Neusatz (Novi Sad)

Nach einem guten und reichlichen Frühstück vom Büfett begann die Fahrt um 8.30 Uhr. Zunächst am Neusiedlersee entlang, wo wir noch drei Teilnehmer aus Wilfleinsdorf willkommen heißen durften, dann Richtung ungarische Grenze bei Nickelsdorf. In Ungarn blieben wir auf der Autobahn über Györ, Budapest, Kecskemet bis zur ungarisch-serbischen Grenze zwischen Szeged und Subotica.
Nach einem längeren Grenzaufenthalt überquerten wir die Grenze zur Batschka im heutigen Serbien, unserer alten Heimat und trafen schließlich nach einigem Suchen in der Innenstadt von Neusatz, wohlbehalten und rechtzeitig in unserem Hotel „Park“ ein.


Das Hotel "Park" (Foto: R. Schertz)
 

Ankunft, Einquartierung und Abendessen im 250 Betten - 5 Sterne-Hotel „Park“

Mit Otto Harfmann und Franz Jung jun. war ich bereits vom 20. bis 22. Juli während unserer Vorreise in diesem Hotel, zumal wir auch hier noch mit der Hoteldirektion einiges zu besprechen hatten, was erfreulich verlaufen war. Wir waren damals rundherum zufrieden und mussten nun feststellen, dass dieser großartige Hotelpalast auch einige Mängel aufzuweisen hat.
Dieses Hotel gleicht wirklich einem Palast. Beeindruckend schon die Lage in einem Park, dann das riesige Foyer mit seinen zahlreichen, sehr bequemen und einladenden Sitzgruppen über zwei Stockwerke, die an Festsäle erinnernden Speisesäle und die hochwertig eingerichteten Zimmer.
In dieser Umgebung wurden wir mit einem Vitamintrunk begrüßt. Nach der Aushändigung unserer Zimmerkarten gab es allerdings Probleme in die Zimmer zu gelangen, weil für 250 Zimmer, über 8 Stockwerke verteilt, nur ganze zwei Fahrstühle für je 5 Personen zur Verfügung standen und diese darüber hinaus nicht immer funktionierten.
Die meisten Doppelzimmer wurden uns im 6. Obergeschoss zugewiesen, dieses Stockwerk war klimatisiert. Auf Grund der Fahrstuhl-Misere blieb uns meistens nichts anderes übrig, als die 6 Stockwerke zu Fuß über die Treppen zu bewältigen.
Da hatten es unsere Einzelzimmer-Bewohner besser, die waren in unteren Stockwerken untergebracht. Dafür hatten sie aber keine Heizung/Klimatisierung und mussten den Föhn einschalten, um das Bad etwas zu erwärmen.
Zum Abendessen hatten wir jeweils Menüs bestellt, dabei entsprach man unseren Vorstellungen, dass wir alle - und nur wir - in einem Raum zusammen waren. Darüber hinaus standen uns jeweils geräumige runde Tische mit 8 Stühlen - mit schönen Tischtüchern versehen - zur Verfügung.
Da konnte das Menü mit etwas eintöniger Hauptspeise und die umständliche und schleppende Bestellung der Getränke nicht ganz mithalten.
Aber die Stimmung war sehr gut, wir konnten unsere jeweiligen Programme für den kommenden Tag gut vermitteln, vor allem die Jüngeren machten es sich nach dem Abendessen an den bereits beschriebenen Sitzgruppen bequem, freuten sich miteinander, wurden vom Bedienungspersonal bestens mit Trinken versorgt und erzählten bis weit in die Nacht hinein.
Mir ist nicht bekannt, ob und wie viele unserer Reisegruppe die weiteren Annehmlichkeiten wie Hallenschwimmbad oder Sauna in Anspruch nahmen.


Samstag den 20. September

Frühstück und Geldumtausch
Das Frühstücksbüfett in großzügiger geräumiger Umgebung entsprach voll unseren Erwartungen, ließ wohl für niemand Wünsche offen und ist eindeutig auf der positiven Seite zu verbuchen.
Nachdem wir uns am Abend entschieden hatten, die Abendessen im Hotel von der Reisekasse vorzustrecken, blieben für die Teilnehmer kaum noch Ausgaben in Dinar übrig.
Somit lag es auf der Hand, auch das Geld gemeinsam vorzustrecken und einzutauschen. Das hat uns viel Zeit erspart, die Arbeit nahm unser Finanzverwalter während der Reise, Otto Harfmann, gerne auf sich. Natürlich hatte er für diesen Fall vorgesorgt und genügend Euro, auf mehrere Personen verteilt, mit auf die Reise genommen.
Der gemeinsame Umtausch beinhaltete auch die Rücknahme der nicht benötigten Dinar der Einzelnen, zumal wir unsere Restrechnung im Hotel sowohl in Euro als auch in Dinar begleichen konnten.
Hierbei sei erwähnt, dass wir über 90 Prozent der Hotelrechnung bereits Tage vor unserer Ankunft überwiesen hatten, um nicht zu hohe Beträge mit auf die Reise nehmen zu müssen.
Ähnlich haben wir es auch mit der Hotelkette Drescher, in Rust am Neusiedlersee, gehalten.


Frühstücksbüffet im Hotel "Park" (Foto: R. Schertz)

Einweihung der Gedenkstätte in Mitrovic
Bekanntlich haben 16 Bulkeser in den Massengräbern in Mitrovic ihre letzte Ruhestätte gefunden. Mir ist kein Bulkeser bekannt, der das Zivillager Svilara in Mitrovic überlebte. Über die kaum zu beschreibenden Zustände in diesem Lager habe ich in der H-Z, Ausgabe Dezember 2007, auf Seite 11 ausführlich berichtet.
Trotz des schlechten und kalten Wetters hatten sich 70 Bulkeser dazu entschlossen, der Einweihung der Gedenkstätte in Mitrovic beizuwohnen und den über 2000 dort umgekommenen Landsleuten die Ehre zu erweisen.
Bei dieser Ehrung wirkten auch Bulkeser mit, u. a. filmte Claudia Wahl mit Günter Greifenstein die gesamte Veranstaltung im Auftrag der Landsmannschaft und für uns.
Gegen 8.30 Uhr machten wir uns mit unseren Bussen auf den etwa 70 km weiten Weg. Er führte uns durch Neusatz über die westliche Donaubrücke, durch die Fruska Gora (Frankengebirge) über Ruma und wir erreichten - wie beabsichtigt - noch vor 10.00 Uhr Mitrovic und hatten keine Probleme zum katholischen Friedhof zu gelangen, dem Ort der Veranstaltung.
Außer unseren zwei Bulkeser Bussen waren auch die Landsleute aus Ruma mit einem Bus gekommen. Viele weitere Landsleute waren einzeln angereist. Ich schätze, dass etwa 400 Personen der Veranstaltung beiwohnten, darunter zahlreiche Serben aus dem ganzen Land, die uns Deutschen auf irgendeine Weise zugetan sind.
Im Übrigen hatten wir für unsere älteren Reiseteilnehmer für alle Veranstaltungen Bänke mitgenommen, die wir hier problemlos in der Nähe der Gedenkstätte aufstellen konnten.

Die Einweihung begann um 10.30 Uhr mit einem Trauermarsch durch eine Blaskapelle. Der ortsansässige Jovica Stevic bemüht sich seit Jahren um die Aussöhnung des serbischen und des deutschen Volkes. Ihm ist es zu verdanken, das diese Gedenkstätte überhaupt errichtet werden konnte. In seiner Ansprache wies er auf die völkerverbindende Bedeutung dieses Ereignisses hin, wenn auch mit 60-jähriger Verspätung, aber doch, wie er sagte, um die Ungerechtigkeit, die an unseren Freunden und Nachbarn - den Donauschwaben - begangen wurde, etwas zu mildern.
Weitere Ansprachen folgten durch Dr. Nenad Lemajic für die Stadt Mitrowitz, den Vorsitzenden der Deutschen Minderheit in Serbien, Andreas Bürgermeier, den Vertretern der deutschen und der österreichischen Botschaft, Georg Enzweiler und Frau Dr. Ulrike Hartmann, dem Bundesvorsitzenden der Landsmannschaft der Donauschwaben, Hans Supritz sowie dem Vizepräsidenten des Weltdachverbandes der Donauschwaben, Josef Jerger.
Der geistliche Teil lag in den Händen unseres Bulkeser Predigers Karl Weber, dessen Vater in diesen Massengräbern liegt, für die evangelische Kirche, und Pfarrer Jakob Pfeiffer aus Hodschag für die katholische Kirche.

Von den Klängen der Blaskapelle begleitet, wurden Kränze niedergelegt. Für Bulkes hatten Käthe Erin, geb. Bauer, und Horst Walch - ihre Großväter sind unter den Opfern - die Ehre.
Ihr bleibt immer in unseren Herzen - Heimatgemeinschaft Bulkes“ lautete unsere Aufschrift.
Nach der Veranstaltung begaben sich fast alle Teilnehmer mit ihren PKWs und Bussen zur „Svilara“, dem berüchtigten Lager, der Stätte von Qualen, Leiden und Sterben, wo seinerzeit mindestens 2000 Landsleute den Tod fanden und die ersten Massengräber angelegt wurden.
Auch hier wurde eine kurze Gedenkandacht abgehalten und Gestecke niedergelegt. Einige hatten auch die ruinenhafte große Halle besichtigt, den ehemaligen Hauptteil des Lagers. Die dritte Stelle der Massengräber, auf dem jüdischen Friedhof, durfte nicht besucht werden.
Gegen 14.00 Uhr wurde uns in einem geräumigen Saal ein kostenloses Mittagessen serviert, von unserem Freund Jovica Stevic und seinen Helfern. Selbstverständlich spendeten wir unseren freundlichen Gastgebern einige Euros, die sie gut gebrauchen können.
Als wir bereits auf dem Weg über Neusatz nach Jarek zu unserer Bulkeser Gedenkfeier waren, endete der Gedenktag in Mitrovic mit einer deutschsprachigen katholischen Messe.


Bulkeser bei der Einweihungsfeier (Foto: C. Wahl)


Ansprachen und Gebete von Pfarrer Jakob Pfeifer, Hodschag, und Prediger Karl Weber, Karlsruhe (Foto: C. Wahl)


Die Gedenkstätte nach der Kranzniederlegung, ganz rechts die Bulkeser Schleife (Foto: C. Wahl)


Bulkeser nach der Einweihungsfeier (Foto: C. Wahl)
 


Gedenkstunde an den Massengräbern in Jarek

Wie eingeplant, trafen wir mit unseren Bussen gegen 16.30 Uhr am Hotel „Park“ ein. Nach dem Zusteigen aller Bulkeser Reiseteilnehmer, die nicht in Mitrovic dabei waren, machten wir uns geschlossen auf den Weg nach Jarek. Wir waren dort von Hans Supritz und Josef Jerger offiziell angemeldet. Die Verbandsgemeinde Temerin hatte uns erfreulicherweise den Weg zu den Massengräbern zugänglich gemacht und an der Stelle, wo wir unsere Andacht planten, das Gras gemäht.
Dort fanden wir noch den vor zwei Jahren für unsere damalige Feier aufgeschütteten Hügel mit unserem Kreuz vor. An dem trostlosen Gelände hatte sich nichts verändert, es sei denn, dass das Unkraut noch höher geworden war.
An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass es für die Errichtung einer Gedenkstätte endlich neue und verlässliche Nachrichten gibt, an anderer Stelle dieser Ausgabe mehr dazu.
Nach dem Aufbauen unserer mitgebrachten, neu gekauften Beschallungsanlage, die wir am folgenden Tag der Gemeinde Maglic als Geschenk überließen, und dem Aufstellen unserer Bänke, formierten sich 14 anwesende überlebende Bulkeser Lagerkinder in einer Reihe und gaben dieser Stunde einen würdigen Rahmen.

Bei unserer Gedenkfeier weilten auch zwei Gäste:
Herr Dieter Tunkel, Pfarrer der evangelischen deutschen Kirchengemeinde von Belgrad. Ihn hatten wir zu unserer Andacht in Jarek und dem darauf folgenden Tag in Bulkes als unseren Gast eingeladen. Pfarrer Tunkel wurde vor einem Jahr von der Badischen Landeskirche in Belgrad eingesetzt, um Anspruch auf das Kirchenvermögen der rund 40 ehemaligen evangelischen deutschen Kirchengemeinden in der heutigen Vojvodina stellen zu können. Bekanntlich wurde dieses Vermögen, wie das aller Deutschen im damaligen Jugoslawien, 1945 konfisziert (geraubt).
Zum Zweiten ließ es sich der neu in den Temeriner Verbandsgemeinderat gewählte Deutsche, Herr Schiffler, der Rudolfsgnad als Kind überlebte, nicht nehmen, bei unserer Bulkeser Gedenkandacht an den Massengräbern dabei zu sein.

Die Gedenkstunde begann mit einer Musikeinlage.


Vor der Gedenkstunde (Foto: H. Krämer)
 

Eröffnungsansprache von Karl Weber, Fußgönheim

Verehrte Gäste, liebe Bulkeser Landsleute, wir Bulkeser danken allen, die es uns ermöglichten, hier nun zum zweiten Mal unsere Toten ehren zu dürfen.

Über 7000 deutsche Zivilpersonen wurden vor über 63 Jahren in dieser Erde verscharrt. Dabei sind aus unserem Heimatort Bulkes 654 Personen, davon 170 Kinder, innerhalb eines Jahres elend verhungert, obwohl es in diesem Land damals keine Hungersnot gab. Es gab kaum eine Bulkeser Familie, die keine Toten zu beklagen hatte.

Unter uns sind heute wieder Bulkeser Überlebende dieses Vernichtungslagers, sie waren damals noch Kinder. Einer von ihnen, Karl Weber, Karlsruhe, wird heute diese Gedenkstunde gestalten und als ein Zeitzeuge berichten. Zwei andere werden einen Kranz niederlegen. Obwohl es für sie sehr schwer ist, haben sie den Weg noch einmal hierher gefunden. Die Grausamkeiten, die sie hier erlebten sind kaum zu beschreiben, aber einige haben sich doch überwunden und über diese schreckliche Zeit für die Nachwelt berichtet.

Wir sind sehr traurig über den Zustand dieses Geländes. Wir wissen auch nicht ob die sterblichen Überreste unserer Angehörigen noch in dieser Erde ruhen. Aber wir glauben, dass ihre Seelen in Gottes Hand sind.

Wir sind noch einmal hierher gekommen, um unserer Angehörigen zu gedenken und sie zu ehren. Für viele der Erlebnisgeneration unter uns wird dies ein Abschied für immer von dem Ort sein, wo ihren Liebsten das Leben nach einer qualvollen Leidenszeit genommen wurde. Es steht uns nicht zu, über die Menschen zu urteilen, die für den Tod von Tausenden unschuldiger Mitmenschen in diesem Ort verantwortlich sind und schon gar nicht über sie zu richten.
 
Wir wollen aber den Menschen im Ort Temerin danken, die unseren bettelnden Kindern immer wieder die Türen öffneten und sie nach besten Kräften unterstützten. Ohne die Hilfe dieser Menschen hätten noch weit weniger unserer Kinder überlebt. Möge unser Schöpfer diese gütigen Menschen in seinem Reich belohnen.

Wir hoffen sehr, dass im kommenden Jahr die Gedenkstätte für die Toten in den Masssengräbern endlich genehmigt wird und realisiert werden kann, nachdem die Genehmigung seit Jahren immer wieder versprochen wurde.
 
Ich danke Ihnen!


Nach dem gemeinsam gesungenen Lied, „Harre meine Seele“, von Orgelmusik begleitet, trug Otto Harfmann das Gedicht „Zu Eurem Gedenken“ - nach Ludwig Eisenlöffel - vor:

Wir kennen Eure Namen
Und Euer bitt`res Los,
Ihr liegt verstreut wie Samen,
in dieser Erde Schoß.

Ihr musstet alles geben,
getreu bis in den Tod,
wir durften überleben
und fanden wieder Brot.

 Uns seid Ihr nah’ geblieben,
durch Jahr und Tag und Stund,
denn Ihr seid eingeschrieben,
in unsrer Herzen Grund.

Wir legen Blumen nieder
für Vater, Mutter, Kind,
für Schwestern und für Brüder,
die umgekommen sind.

Wir falten unsere Hände,
für Euch und bleiben still,
dass Gott Euch so vollende
wie seine Gnad es will.


Otto Harfmann beim Vortrag (Foto: C. Wahl)
 

Anschließend ergriff Herr Schiffler das Wort, überbrachte die Grüße der Verbandsgemeinde Temerin und sprach die Hoffnung aus, dass die Errichtung der Gedenkstätte nun bald verwirklicht werden kann.

Kranzniederlegung:

Unter den Klängen „Ich hatt’ einen Kameraden“, legten Margarethe Schäfer, geb. Hoffmann, und Elisabetha Richter, geb. Braun, zwei überlebende damalige Kinder des Lagers Jarek, die auch schon vor zwei Jahren bei unserer Gedenkfeier in Jarek dabei waren, den Kranz mit der Aufschrift – „Ihr bleibt immer in unseren Herzen“ – „Heimatgemeinschaft Bulkes“ – nieder.

Nun begann der geistliche Teil der Gedenkfeier
für unsere 654 Bulkeser und die über 7000 donauschwäbischen Landsleute, die in dieser Erde verscharrt wurden.
Sie wurde von Prediger Karl Weber, Karlsruhe, einem damaligen überlebenden Bulkeser Kind des Lagers Jarek, gestaltet. Seine Ansprache und Gebete seien hier ungekürzt wiedergegeben.


Gedenken und Ansprache in Jarek am 20. September 2008

von Prediger i.R. Karl Weber, Karlsruhe

Lobet, ihr Völker, unsern Gott, lasst seinen Ruhm weit erschallen,
der unsere Seelen am Leben erhält und lässt unsere Füße nicht gleiten.
Denn, Gott, du hast uns geprüft und geläutert, wie das Silber geläutert wird;
Du hast uns in den Turm werfen lassen, du hast auf unseren Rücken eine Last gelegt,
du hast Menschen über unser Haupt kommen lassen, wir sind in Feuer und Wasser geraten.
Aber du hast uns herausgeführt und uns erquickt.

(Psalm 66, 8-12)

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Landsleute und Angehörige!

Wir sind nach unserer ersten Heimatreise im September 2006, vor zwei Jahren, zum zweiten Mal hierher gekommen, um unseren hier umgekommenen Angehörigen und den tausenden toten donauschwäbischen Landsleuten ehrend zu gedenken. Wir haben sehr gehofft, hier – wie schon in Mitrowitz und vor zwei Jahren in Gakova – eine würdige Gedenkstätte einweihen zu können. Das ist trotz vielen Bemühens auch nach 63 Jahren nicht gelungen. Das ist für uns sehr schmerzlich und zutiefst bedauerlich. Wir sind trotzdem dankbar, dass wir wenigstens hierher kommen durften, um an dieser Stätte im kleinen Kreis eine Gedenk- und wohl für die meisten von uns auch eine Abschiedsfeier zu halten.

Vor zwei Jahren sagte ich als ein Überlebender und Zeitzeuge folgende Worte, wie unsere Angehörigen und Landsleute hier im Lager gelitten haben und gestorben sind:

„Ich sehe noch heute den Schimmel, der den Leiterwagen mit den Toten zog. Ich sehe die beiden Männer, die mit der Tragbahre ins Haus kamen, um die Verstorbenen abzuholen. Sie trugen die Leichen bis an die Seite des Leiterwagens und kippten sie dann mit einem Ruck auf die anderen Toten, gleichgültig, ohne Rücksicht auf Würde und Pietät. Ich höre auch noch das tägliche und vor allem nächtliche Gejammer und Wehklagen der Kranken und Sterbenden in den überfüllten Zimmern.

Es war kein Sterben, dieser Ausdruck ist viel zu schön und human. In Jarek war es ein elendes Verenden, und ich erinnere mich, dass mir die Beerdigungen daheim in unserem Dorf, die ich bewusst erlebt hatte, immer wieder in den Sinn kamen. Wie waren die so feierlich und rührend gewesen! Das ganze Dorf hatte immer Anteil genommen. Hier in Jarek kümmerte sich mit zunehmender Dauer kaum noch jemand um die Sterbenden. Die Menschen, Kinder wie Erwachsene, verendeten wie Tiere, oft allein, ohne liebevolle Pflege und Hilfe. Sie starben in Schmerzen und Qualen, in Kummer und Heimweh, ohne Trost und geistlichen Beistand. Damals beneidete ich als 10/11 Jähriger die Toten, die noch daheim hatten sterben können.“

Da wir damals nicht auf den Friedhof bzw. an die Massengräber mit durften, möchte ich zwei Augenzeugen zu Wort kommen lassen, die die Frage beantworten:

Wie sah es mit der Bestattung der Toten im Vernichtungslager aus?

Dazu Georg Haug: „Als ich im Januar 1945 nach Jarek zurück kam, waren die meisten Grüfte von den Totengräbern schon geöffnet und mit fremden Leichen vollgestopft worden. Für die Totengräber, auch Deutsche aus dem Lager, die zu dieser Arbeit bestimmt worden waren, war dies die einfachste Bestattungsmöglichkeit. Die Toten wurden ohne Sarg einfach in die Grüfte hineingestoßen. Dies klingt für einen, der es nicht gesehen hat, unglaublich, wenn man aber weiß, dass jeden Mittag nach 12 Uhr auf einem Totenwagen acht, zehn und sogar zwölf und mehr Tote wie Garben oder Büschel von Maislaub hinausgefahren wurden, dann kann man es verstehen.

Nachdem alle Grüfte voll waren, wurden die Leute einfach zwischen den Gräbern verscharrt. Als aber täglich 30, 40, 50 und mehr Leute starben, wurden sie in Massengräbern beerdigt. In einer zwei Meter tiefen und zwei Meter breiten Grube wurden drei bis vier Tote nebeneinander gelegt und die anderen darüber aufgeschichtet. War die Grube voll, dann wurde daneben drei Meter tief ausgegraben, und diese Erde bedeckte die Toten. Meines Wissens entstanden auf diese Weise sechs oder sieben Massengräber mit einer Länge von 60 bis 70 Metern, die vom Totenhaus her unter der letzten Gruftreihe beginnend in Richtung auf die Häuser verliefen.“

Jakob Pleeß, selbst zeitweilig Totengräber, verweist auf weitere pietätlose Praktiken, die von der Lagerleitung befohlen wurden: „Im Mai 1945 brach im Lager Typhus aus. Täglich sind in dieser Zeit 40 bis 45, einmal sogar 53 Personen gestorben. Sie wurden in Massengräbern auf dem Friedhof ohne Beisein der Angehörigen und ohne Priester eingescharrt. Ich war damals vier Monate hindurch Totengräber. In einem Massengrab, zwei Meter breit und zwei Meter tief, hatten wir 500 bis 700 Tote in vier bis fünf Schichten aufeinander gelegt. Den Friedhof durften nur die Totengräber betreten. Es gab insgesamt 16 Totengräber. 12 Männer, darunter auch ich, haben morgens die Gräber ausgehoben und abends zugedeckt. Vier Totengräber führten die Toten aus dem Lager auf den Friedhof, entkleideten sie und schichteten sie in die ausgehobenen Gräber. Die Toten wurden auf Befehl nackt beerdigt! Die Kleider mussten von den Totengräbern in einem Magazin abgegeben werden.“ (Aus Bd. III des Leidensweges der Donauschwaben, Seiten 804 und 805.)

Die jetzige Situation, wie wir sie heute vorfinden, gibt uns einen realistischen Eindruck über die damalige Zeit, als man unsere verstorbenen Angehörigen und Landsleute hierher karrte und verscharrte.

Bei allem Bedrückenden jener Zeit, auch angesichts der für uns sehr beschwerenden Tatsache, dass es nicht gelungen ist, heute eine würdige Gedenkstätte für die hier ruhenden Toten einzuweihen, wollen wir als Christen nicht vergessen, dass Gott einmal recht richten und alles Unrecht dieser Welt ans Licht bringen wird. Wir haben eine Hoffnung auf die Auferstehung bei der Wiederkunft Jesu Christi, so wie es der Apostel Paulus in 1. Korinther 15, Verse 42-44 bezeugt:

So auch die Auferstehung der Toten. Es wird gesät verweslich und wird auferstehen unverweslich. Es wird gesät in Niedrigkeit und wird auferstehen in Herrlichkeit. Es wird gesät in Armseligkeit und wird auferstehen in Kraft. Es wird gesät ein natürlicher Leib und wird auferstehen ein geistlicher Leib. Gibt es einen natürlichen Leib, so gibt es auch einen geistlichen Leib.“

 

Gebet auf dem Friedhof in Jarek

Herr, unser Gott, lieber himmlischer Vater!

Wir befinden uns heute wieder hier an dem Ort, wo wir vor 63 Jahren zusammen mit vielen Angehörigen und Landsleuten großes Leid erlitten haben. Viele unserer Lieben sind hier elend umgekommen und anschließend in Massengräbern verscharrt worden. Wir konnten sie nicht würdig bestatten und wissen nicht, wo die Einzelnen begraben liegen.

Wir sind auch traurig, dass wir heute keine würdige Stätte zu ihrem Gedenken einweihen können. Stellvertretend gedenken wir aller unserer toten Landsleute, die während des 2. Weltkrieges und danach umgekommen sind.

Wir bitten dich um die Kraft, dass nicht Hass und Gewalt, sondern Versöhnung und Friede die Oberhand gewinnen. Wir bitten dich um Kraft zu vergeben, auch wenn wir nicht vergessen können. Hilf uns, dass wir uns nicht abfinden mit dem Bösen und die Welt denen überlassen, die sie mit Hass und Lüge überziehen. Gib uns die Kraft, für Recht und Barmherzigkeit einzutreten.

Wir hoffen auf dich, dass du nach deinem Wort dereinst die Toten aus ihren Gräbern auferwecken wirst, nach der Kraft, mit der du alles dir untertänig machen wirst. Dies bitten wir in der Hoffnung auf das Kommen deines Reiches, durch Jesus Christus, unseren Erlöser. Amen.


Überlebende seinerzeitige Kinder im Vernichtungslager Jarek (Foto: H. Krämer)
 

Nachdem er sich vorgestellt hatte, betete dann Pfarrer Dieter Tunkel mit uns gemeinsam das Gebet des Herrn und sprach den Segen aus.
Vater unser im Himmel. Geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser täglich Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Der Herr segne und behüte uns. Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig. Der Herr hebe sein Angesicht über uns und gebe uns Frieden. Amen.

Den Abschluss unserer Gedenkstunde bildete das gemeinsam gesungene Lied, „So nimm den meine Hände …“


Während der Gedenkstunde (Foto: C. Wahl)
 


Während der Gedenkstunde (Foto: C. Wahl)
 


Kranzniederlegung: E. Richter geb. Braun und M. Schäfer geb. Hoffmann (Foto: H. Krämer)
 


Unser Kranz, Hügel mit Kreuz, vor dem Gelände der Massengräber (Foto: C. Wahl)
 


Die Zeit war vorgerückt, der Abend war nahe herbeigekommen. Wir bauten unsere Beschallungsanlage wieder ab, klappten unsere Bänke wieder ein und gingen die etwa 200 m zu unseren Bussen.
Unsere Rückfahrt nach Neusatz verlief nicht ganz nach Wunsch. Auch unsere ortskundigen Beifahrer mussten mit ansehen, dass wir im Halbdunkel in den Außenbezirken von Neusatz durch einen fehlerhaften Navigator an eine Müllhalde irregeleitet wurden.
Schließlich freuten wir uns um so mehr, dass wir nach einem - vor allem durch das kalte Wetter - anstrengenden Tag wieder wohlbehalten in unserem nun bereits vertrauten Hotelpalast, wie angemeldet um 19.00 Uhr unser Abendmenü serviert bekamen.
 

Sonntag, 21. September – der Tag in unserem Heimatort Bulkes

Weg und Ankunft in unserem Bulkes, dem heutigen Maglic
In der Regel gut ausgeschlafen und am vielfältigen Frühstücksbüfett wieder gestärkt, begannen wir, geführt von Fritz Werle, die Reise um 8.30 Uhr. In Petrovac hielten wir kurz, um den von ihm bestellten sehr schönen Kranz abzuholen.
Nach der Ausfahrt aus Petrovac stiegen die Spannungen gewaltig an. Jeden Moment mussten wir unseren Kirchturm sehen, der ließ nicht lange auf sich warten. Die zahlreichen freudigen Aufschreie zeigten es an. Die Gefühle sind schwer zu beschreiben, vor allem bei den 50 Teilnehmern, die zum ersten Mal dabei waren. Als wir dann die „Csarde“ passierten, unser ehemaliges Bulkeser Gasthaus am Rande des Ortes, an der Straße zwischen Petrovac und Silbasch, und nach Bulkes einbogen, erreichte die Spannung ihren Höhepunkt.
Zunächst lag rechts der neue Friedhof, (seit 1965) der verstorbenen Bewohner des heutigen Maglic. Dann sahen wir, dass die Hanffabrik nicht mehr da war, aber anschließend, den Älteren wohlbekannt, Sanders Mühle und Wohnhaus, kaum verändert auf der rechten Seite.
Gleichzeitig mussten wir feststellen, dass die ganze Reihe der 20 Häuser auf der linken Seite am ehemaligen Grundloch entlang, von Filipp Bleich bis Magdalena Bernhardt, bis auf das Haus von Friedrich Wahl, nicht mehr stehen. An einigen Plätzen sind mittlerweile neue Häuser gebaut, ich nehme an, dass bald alles bebaut sein wird, obwohl eine mit Lastautos stark befahrene Umgehungsstraße vorbeiführt und wohl eine Verbindung von der Csarde bis zur Chipsfabrik auf der ehemaligen Hutweide ist.
Als wir die Straße im Neudorf überquerten, freuten wir uns, dass da noch nicht allzu viel verändert wurde und einige Häuser noch klar zu erkennen waren.
Erst recht, als wir in die letzte Gasse kamen und mit einer unübersehbaren Schautafel mit der Aufschrift - „Bulkeser Herzlich Willkommen“ - begrüßt wurden.


Bulkeser vor dem Willkommensgruß (Foto: C. Wahl)

An dieser Ecke steht links noch das Haus von Peter Weber (Kendel-Mayers), eines der schönsten Häuser von Bulkes, darüber freute sich die Anneliese Böckmann, geb. Weber, die Tochter von Jakob Weber, die unter uns war.
Ebenso freute sich die Waltraud Thaler, geb. Schwalm, eine weitere Nachkomme, wieder das gegenüber liegende Haus ihrer Eltern Friedrich und Elisabeth zu sehen; sie war schon das zweite Mal dabei. Das Gasthaus von Filipp Bleich steht nicht mehr, an der Stelle ist heute ein Marktplatz.

Empfang und Dorfrundfahrt
Wir fuhren weiter bis an unser erstes Ziel an die Kirche. Dort wurden wir von der Gemeindeverwaltung Maglic erwartet und empfangen, an der Spitze Bürgermeister Zotovic. Stolz präsentierten sie uns gleich den neu gestalteten Platz vor der Kirche mit einem herrlichen Kreisel voller Blumen.
Zu unserem Empfang läutete unsere letzte verbliebene Glocke, allerdings war sie für die im Bus gebliebenen schwer zu hören.
Hier stiegen unsere Gastgeber, der 1. und der 2. Bürgermeister, in unsere Busse zu, um uns auf der Dorfrundfahrt durch fast alle Straßen zu begleiten.
Ich übernahm im ersten Bus die Führung, gab unserem Fahrer die Geschwindigkeit so vor, dass ich fast alle Häuser auf beiden Seiten erklären konnte. Erleichtert stellte ich fest, dass in den zwei Jahren an der Dorfstruktur keine sichtbaren Veränderungen zu sehen waren.
Wie verabredet endete die Rundfahrt am Friedhof. Was wir da zu sehen bekamen, übertraf alle unsere Erwartungen.

Einweihungsfeier der Gedenkstätte auf dem Friedhof in Bulkes
Außer der Zusicherung von Maglicer Seite, dass die Gedenkstätte rechtzeitig fertig gestellt sein würde, wussten wir vor unserer Abfahrt kaum Einzelheiten über das Geschehen.
Wir hörten lediglich inoffiziell, dass auf dem Friedhof fest gearbeitet wird, waren aber trotzdem skeptisch. Erst als Willi Bauderer Dienstags vorher in Bulkes Gespräche führte und auf dem Friedhof die Lage erkundete, gab er uns den positiven Bescheid.

Es war angenehm zu sehen, dass diesmal ein noch wesentlich größeres Gelände freigeräumt wurde als vor zwei Jahren und die freigeräumte Fläche sehr sauber vor uns lag. Wir konnten die noch vorhandenen Grabsteine begehen und fotografieren. Viele Inschriften sind noch einwandfrei zu lesen.
Wir sind sehr dankbar, dass die Gedenkstätte genau an der von uns gewünschten Stelle ihren Platz fand und staunten über die 18 mal 25 Meter große Fläche, die mit sehr schönen und sicherlich lange haltbaren Platten belegt wurde.
Wegen dem unsicheren Wetter wurden große Überdachungsschirme und Bänke aufgestellt. Zur Einweihung hatten sich über 100 Maglicer bzw. Petrovacer Bürger eingefunden. U. a. war der gesamte Gemeinderat der Verbandsgemeinde Petrovac erschienen.
Nachdem wir unsere Beschallungsanlage aufgebaut und auch unsere mitgebrachten Bänke aufgeklappt hatten, begann die Einweihungsfeier.


Vor der Einweihungsfeier (Foto: C. Wahl)
 


Mitwirkende bei der Einweihungsfeier (Foto: H. Krämer)
 


Während der Einweihungsfeier (Foto: H. Krämer)
 

Eröffnung und Begrüßung
Nach einer einführenden Orgelmusik
sprach Bürgermeister Zotovic herzliche Begrüßungsworte an die Teilnehmer und wies auf die große Bedeutung dieses Ereignisses hin.


Ansprache von Herrn Bürgermeister Zotovic


Sehr geehrter Herr Weber, geehrte Bulkeser, geehrte Gäste,

es ist mir eine besondere Ehre, dass ich hier auf dem alten Friedhof von Maglic, ehemalige Bewohner von Bulkes und Ihre Nachkommen begrüßen darf und zum zweiten Mal in den letzten zwei Jahren herzlich und freundschaftlich sagen kann - WILLKOMMEN.

Wir haben dem verstorbenen Vorsitzenden Herrn Jung vor zwei Jahren, als die Bulkeser zum ersten Mal organisiert in ihr Bulkes kamen, versprochen, dass wir als die Menschen, die durch den Krieg und andere schwere Umstände ihr neues Heim in ihrem Bulkes und unserem Maglic gefunden haben, die Erinnerung an die Gründer von Maglic aufrecht erhalten werden.

Mit dem Aufstellen und Enthüllen von diesem Denkmal heute - hier wo die Bulkeser von 1786 bis 1945 beerdigt wurden - möchten wir einen zivilisierten und menschlichen Kontakt mit allen gutmeinenden Menschen, die wollen, dass uns dieses historische Schicksal verbindet, weiterhin aufrecht erhalten.

Wir wünschen uns, dass die Bulkeser und Ihre Nachfahren jederzeit hierherkommen und wir gemeinsam unsere Geschichte erforschen und unseren Ursprung und Leben in der friedlichen Ebene der Backa bewahren.

In Maglic sind noch immer Spuren vom Fleiß und Wissen der Gründer von Maglic zu sehen. Viele dieser Werte wollen und werden wir bewahren. Eines davon ist dieser alte Friedhof, der Eisenbahnhof, die Kirche und viele andere Gebäude, die in ihrem ursprünglichen Aussehen erhalten wurden.

Die Kontakte, die wir als Bürger und als Gemeinde von Maglic - als der Verein Maglic-Bulkes - zu Lebzeiten von Herrn Jung geknüpft haben, werden wir auch in Zukunft wegen Herrn Jung, wegen der Bulkeser, die überlebt haben, wegen ihrer Nächsten, die hier beerdigt wurden, wegen ihrer Nächsten, die Jarak, Mitrovica, Knicanin usw. nicht überlebt haben, aber auch wegen unserer Vorfahren und unseren Nächsten, die nicht nach Bulkes-Maglic gekommen sind, weil sie der Krieg mitgenommen hat, weiterhin stolz und würdevoll aufrecht erhalten.

Sie sind immer willkommen in Maglic. Wir werden auch in Zukunft das, was Ihnen viel bedeutet, wenn Sie hierher kommen, bewahren. Diese Haltung gegenüber der Vergangenheit und der Zukunft, wird uns immer neue Freunde und Verständnis, neue Erfolge und Werte bringen, die der Erinnerung und dem Respekt unserer Nachfahren würdig sein werden.


Bürgermeister Zotovic bei seiner Ansprache (Foto: C. Wahl)


Anschließend begrüßte auch ich kurz die Anwesenden und sprach meine ersten Dankesworte an die Maglicer Verantwortlichen und die Bürger.
 

Ansprache von Karl Weber, Fußgönheim

Sehr geehrter Herr Zotovic,
sehr verehrte Vertreter der Ortsgemeinschaft,
sehr geehrte Bürger von Maglic,
verehrte Gäste,
liebe Bulkeser Landsleute,

wir dürfen nach zwei Jahren wieder Gast in unserem Bulkes sein. Die meisten der heute Anwesenden der Erlebnisgeneration wollen ihre Heimat noch einmal sehen, Angehörige und Nachkommen möchten sie näher kennenlernen.

Die Einweihung dieser Gedenkstätte, die zu Ehren der hier auf diesem Friedhof bestatteten Bulkeser von den Bürgern von Maglic auf ihre Kosten errichtet wurde, ist ein völkerverbindendes Ereignis von großer historischer Dimension.

Dieser Tag bildet einen neuen Höhepunkt in den Beziehungen zwischen den Bürgern die heute in Maglic leben und den ehemaligen Bürgern von Bulkes und ihren Nachkommen.

Hier und heute reichen sich Menschen über Gräbern die Hand zur Versöhnung, über 60 Jahre nach den Geschehnissen im und nach dem Zweiten Weltkrieg.

Wir Bulkeser danken der Gemeindeverwaltung und den Bürgern von Maglic, dass sie mit diesem Gedenkstein die alten und verfallenen Grabsteine ersetzen und mit dieser Inschrift unseren verstorbenen Vorfahren - und damit auch uns - eine besondere Ehre erweisen.

Wir danken auch für die Absicht der heutigen Bürger von Maglic, diese Gedenkstätte in Zukunft zu pflegen und erhalten zu wollen.

Wir hoffen, dass dieser beispielhafte Gedenkstein oft das Reiseziel der BULKESER, ihrer Nachkommen und deren Familienangehörigen sein wird, um ihren Vorfahren in Würde zu gedenken. Wir hoffen, dass ihn auch die Menschen, die hier leben, und die Besucher von MAGLIC aufsuchen und seine historische Bedeutung erkennen werden.

Wir hoffen, dass die Verantwortlichen der Gemeinde Maglic unserer schon mehrfach vorgetragenen Bitte nachkommen und es uns gestatten, eine Gedenktafel auf unsere Kosten zu errichten und sie an der Kirche anbringen zu dürfen.

Wir denken, dass es auch ein völkerverbindender Akt wäre, alle unsere Bulkeser Toten, wo immer sie auch in der ganzen Welt ihre letzte Ruhestätte fanden, an zentraler Stelle dieses Ortes zu ehren und daran zu erinnern, dass es unsere Vorfahren waren, die diesen Ort gründeten und diese Kirche erbauten. Wir hoffen, dass dadurch das heutige MAGLIC - das ehemalige BULKES - in guter Erinnerung behalten wird.

Wir Bulkeser sind traurig, dass unser langjähriger hochverdienter Vorsitzender Franz Jung diese Stunde nicht mehr erleben kann. Er hat die Beziehungen zu MAGLIC im Sinne der Verständigung und Versöhnung unserer Völker hergestellt. Diese Vision hatte sich auch für seine kurz vor seinem Tode erfolgte hohe Ehrung positiv ausgewirkt. Wir wollen diese Beziehungen in seinem Sinne weiter führen.

Ich danke Ihnen.


Danach überbrachte unser Futoker Landsmann Stefan Barth die Grüße der Donauschwaben aus aller Welt, insbesondere vom Bundesvorsitzenden der Landsmannschaft der Donauschwaben in Deutschland, Hans Supritz, und Josef Jerger, dem nunmehrigen Vizepräsidenten des Weltdachverbandes der Donauschwaben. Sie hatten fest zugesagt, mussten aber wegen eines schweren Krankheitsfalles in der Familie umgehend die Heimreise antreten.

Enthüllung des Gedenksteines
Nach dem gemeinsam gesungenen Lied „Harre meine Seele …“ wurde der Gedenkstein enthüllt.
Dazu hatten von Maglicer Seite Bürgermeister Radomir Zotovic und von Bulkeser Seite Franz Jung jun. an Stelle seines verstorbenen Vaters, die Ehre.


Bürgermeister Zotovic und Franz Jung jun. enthüllen den Gedenkstein (Foto: R. Schertz)
 

Gedichte von Maglicer Schulkindern
Es war sehr wohltuend und auflockernd, dass auch Kinder an dieser Gedenkfeier beteiligt waren. Zu diesen Gedichten liegen uns leider keine Übersetzungen vor.

Kranzniederlegungen
Nach dem von Maglicer Seite ein Kranz niedergelegt worden war, legten auch wir Bulkeser durch Otto Harfmann und Franz Jung jun. unter den Klängen „Ich hatt’ einen Kameraden …“ einen Kranz nieder mit der Aufschrift: „Zum ehrenden Gedenken – Heimatgemeinschaft Bulkes“.


Nach der Kranzniederlegung durch Otto Harfmann unf Franz Jung jun. (Foto: H. Krämer)


Nach der Einweihungsfeier (Foto: C. Wahl)


Danach erfolgte der geistliche Teil der Einweihung, Ansprache und Gebet durch Prediger Karl Weber, Karlsruhe, assistiert von Pfarrer Dieter Tunkel.


Ansprache bei der Einweihung der Gedenkstätte
von Prediger i.R. Karl Weber, Karlsruhe

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Bulkeser Landsleute!

Nach zwei Jahren befinden wir uns erneut in unserem ehemaligen Heimatdorf Bulkes, dem heutigen Maglic. Diesmal sind wir auf unserem ehemaligen Friedhof, um eine Gedenkstätte einzuweihen. Eine Gedenkstätte, die daran erinnert, dass hier im Ort seit 1786 und bis 1945 unsere donauschwäbischen Vorfahren gelebt, gestorben und beerdigt wurden.
Dieser Friedhof war schon der Ansiedlerfriedhof. Nur in der Zeit von 1853 bis 1890 wurden unsere Toten an anderer Stelle bestattet.
Nach unserer Zeit, ab 1945, wurden hier auch die Neubürger bis im Jahre 1965 beerdigt.

Wie ersichtlich, ist der Friedhof als solcher kaum noch zu erkennen. Die Grabsteine wurden zum Teil weggetragen, die Gräber sind verwahrlost und mit Dickicht überwachsen.
Umso dankbarer sind wir, dass die Gemeinde Maglic sich bereit fand, in eigener Regie und auf eigene Kosten, diese Gedenkstätte zu errichten und damit begann, den ehemaligen Friedhof in einen würdigen Zustand zu bringen.

Diese Gedenkstätte soll für uns eine liebe, aber auch eine wehmütige Erinnerung bleiben an die verlorene Heimat. Die meisten von uns werden wohl nicht mehr in der Lage sein, noch einmal hierher zu kommen.
Dieser, wie auch alle anderen Friedhöfe in dieser Welt machen uns deutlich, was der Hebräerbrief in Kapitel 13 Vers 14 so sagt: „Wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir.“

Liebe Landsleute, wir wollen darum, wie unsere Vorfahren, glaubensvoll unseren Blick weder rückwärts noch vorwärts, sondern vielmehr aufwärts richten, auf das von Gott vorgegebene Ziel.


Lasst uns beten:

Allmächtiger, ewiger Gott. Alles Fleisch ist wie Gras, und alle seine Herrlichkeit ist wie des Grases Blume; du aber bleibst wie du bist, und deine Jahre nehmen kein Ende.
Wir gedenken vor dir unserer Entschlafenen, die du abgerufen hast. Stellvertretend sei unser ehemaliger Vorsitzender Franz Jung genannt. Nimm in Gnaden an unseren Dank für alles, was du an ihnen getan hast, für allen leiblichen und geistlichen Segen, auch für das Gute, das du uns mit ihnen gegeben hast. Lass uns das nie vergessen.
Wir gedenken auch aller unserer toten Landsleute, die nach dem Zweiten Weltkrieg gewaltsam umgekommen sind. Tröste mit deinem Wort alle, die über ihre Verstorbenen trauern. Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen. In aller Anfechtung halte uns fest im Glauben an deinen Sohn, dass wir in der Kraft seiner Auferstehung die Schrecken des Todes überwinden.
Lass anbrechen über dieser armen Welt den großen Tag deines Sohnes, da wir, von aller Gewalt des Todes und des Teufels erlöst, deinen Willen erfüllen und dich loben und preisen immer und ewiglich.



Nach einführenden Worten betete Pfarrer Tunkel, wie schon in Jarek, mit uns gemeinsam das Gebet des Herrn und sprach den Segen aus.

Die Einweihungsfeier endete mit dem gemeinsam gesungenen Lied,
„So nimm den meine Hände …“.


Begehung der Gedenkstätte und des Friedhofes
Nun gab es genügend Zeit, den Gedenkstein in Augenschein zu nehmen, Bilder zu machen und das frei geräumte Gelände des Friedhofes zu begehen. Natürlich lagen die noch zahlreich vorhandenen Grabsteine fast ausnahmslos auf dem Boden. Dabei fand Elfriede Noitz, geb. Klauß, den Grabstein ihrer Urgroßmutter Barbara Klauß, geb. Wahl.
 


Gedenkstein mit Vorplatz, der Friedhof im Hintergrund (Foto: H. Krämer)
 

 

Andacht vor unserer Heimatkirche
von Prediger i. R. Karl Weber, Karlsruhe

HERR, ich habe lieb die Stätte deines Hauses und den Ort, da deine Ehre wohnt.“ (Psalm 26, Vers 8)

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Bulkeser Landsleute und Angehörige!

Wir stehen nach zwei Jahren erneut wieder im Vorraum unserer ehemaligen Kirche und sind tief bewegt und ergriffen. Denen, die es noch bewusst erlebt haben, kommen sicher sehr viele Erinnerungen in den Sinn an die Gottesdienste, Taufen, Konfirmationen und Hochzeiten, die hier stattgefunden und die man selbst erlebt hat.

Was der König David damals von dem Heiligtum in Jerusalem sagte, sie war ihm der Ort der Gegenwart Gottes, das können wir auch von unserer ehemaligen Kirche sagen. Sie war nicht nur äußerlich der Mittelpunkt unseres Dorfes, sondern auch geistlich und kulturell, und sie gab unserer evangelischen Gemeinde den inneren Halt.

Lassen Sie mich nun einen Rückblick tun in die Geschichte und die Anfänge unserer Vorfahren, die diese Kirche mit Glaubensmut und großen Opfern erbaut haben. Im „Bulkeser Heimatbuch, Geschichte einer deutschen Gemeinde in der Batschka von 1786 bis 1944“ finden sich dazu folgende Ausführungen:

„Wer das erste Kassabuch unserer Gemeinde durchstudiert, der bekommt einen Einblick in die schwierigen Geldverhältnisse unserer Väter. Und in dieser Zeit haben sie es gewagt, den Bau einer Kirche zu unternehmen! Es war so gut wie kein Geld da, als sie das Werk begonnen haben, aber durch ihre Glaubenstreue und Opferwilligkeit haben sie das Unmögliche möglich gemacht. Sie haben keinerlei Zuschüsse anderwärts für den Kirchenbau bekommen, nein, sie mussten alles aus eigenen Mitteln bestreiten. Durch eine überwältigende Selbstbesteuerung haben sie das heilige Werk vollenden können. Im Jahre 1815 haben unsere Väter beschlossen, alljährlich für den Kirchenbau einen großen Metzen Frucht pro Haus zu liefern, ferner hat jede Viertelsession ebenfalls einen Metzen Frucht, einen Metzen Kukuruz (Mais), 3 Metzen Hafer für denselben Zweck abgeliefert. Diese Last haben sie nicht ein oder zwei Jahre getragen, nein, diese Abgaben haben sie bis zum Jahre 1826 geleistet. Welch ein Opfersinn! Was würden wir heute wohl geben? Unsere Väter haben nicht von ihrem Überfluss gegeben, wie wir, wenn wir opfern, sondern sie haben es sich vom Munde abgespart; ihnen ist es recht sauer geworden und darum war es ein geheiligtes Opfer! Wer die Tat des Kirchenbaus unter diesem Gesichtspunkt betrachtet, den ergreift eine heilige Scheu vor der Opferfreude unserer Vorfahren.

Nachdem nun der Rohbau ohne Turm und Inneneinrichtung soweit fertig stand, wurde das Gotteshaus in feierlicher Weise seiner Bestimmung übergeben. Die Kirchweihe fand am 2. Adventssonntag des Jahres 1820 statt. Die Weihrede hielt der damalige Ortspfarrer Joseph Spannagel in Anwesenheit einer großen feiernden Gemeinde auf Grund des Bibelwortes: Epheserbrief, Kapitel 2, die Verse 19-22:
‚So seid ihr nun nicht mehr Gäste und Fremdlinge, sondern Bürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen. Erbaut auf den Grund der Apostel und Propheten, da Jesus Christus der Eckstein ist; auf welchem der ganze Bau ineinander gefügt wächst, zu einem heiligen Tempel in dem Herrn, auf welchem auch ihr mit erbaut werdet zu einer Behausung Gottes im Geist.’

Was muss das für ein Jubel und eine Freude gewesen sein! Soweit sind sie mit Gottes Hilfe gekommen, dass sie nun eine Kirche ihr eigen nennen dürfen. Jetzt gingen unsere Väter mit neuem Eifer an die innere Ausgestaltung der Kirche.

Unsere Väter waren gewiss fromme Menschen, die unentwegt zu ihrem Väterglauben standen, das bezeugt der Kirchbau und die damit verbundenen Opfer sowie auch die Erwählung ihres Gemeindewappens. In diesem Zusammenhang will ich über die erwähnten Dinge etwas sagen.

In dem Schreiben des Pfarrers Josef Spannagel an den Baumeister Schmaus sagt er wörtlich: ‚… Unsere Gemeinde besteht zur Zeit aus 1600 Seelen, und auf diese Anzahl wollen wir auch die neue Kirche gebaut haben. Sonst giebt es bey uns 300 evang. Ehepaare und 235 Häuser …’

Daraus folgt: unsere Kirche ist für eine Gemeinde von 1600 Seelen bestimmt, das heißt, sie ist gerade groß genug für eine solch starke Gemeinde, die auch ordnungsgemäß den Gottesdienst besucht, was unsere Väter zweifellos auch getan haben. Das Bethaus war nicht nur baufällig, sondern auch schon zu klein geworden, um die Gläubigen fassen zu können. Ist das nicht ein Zeichen der Religiosität unserer Ahnen?

Heute (nämlich 1936 bei der 150-Jahr-Feier) zählt unsere Kirchengemeinde genau 2618 Seelen und über 500 Häuser, die Kirche aber ist trotz des Anwachsens der Seelenzahl nicht zu klein geworden, sondern ist vielmehr zu groß. Ist das nicht wieder ein Zeichen dafür, dass wir heutigen Menschen nicht mehr so fleißig und aus einem Bedürfnis heraus den Gottesdienst besuchen? Wir halten einer Gegenüberstellung mit unseren Vätern in dieser Hinsicht nicht stand! Wer will das bezweifeln?“

Soweit die Ausführungen aus dem Bulkeser Heimatbuch.

Nach dem Krieg und unserer Vertreibung und Internierung 1945 wurde diese Kirche entweiht und in schändlicher Weise missbraucht für andere Zwecke. Wie nun diese mit vielen Opfern erbaute und liebevoll gepflegte Kirche sich heute darstellt, das können wir selbst in Augenschein nehmen.

Wir wissen nicht, was mit ihr geschehen soll und wie es weitergehen wird. Ob sie je wieder ihrer eigentlichen Bestimmung übergeben wird? Uns bleibt nur die schöne Erinnerung an die Vergangenheit und die bedrückende, traurige Gegenwart dieser Kirche.


Liebe Landsleute, unsere ehemalige Kirche und Heimat machen uns erneut deutlich, dass alles Irdische vergehen wird. Aber es gibt auch Bleibendes! Davon spricht der Apostel Petrus in seinem 1. Brief Kapitel 1, die Verse 3 und 23-25:

Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns nach seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten zu einem unvergänglichen und unbefleckten und unverwelklichen Erbe, das aufbewahrt wird im Himmel für euch.

Denn ihr seid wiedergeboren nicht aus vergänglichem, sondern aus unvergänglichen Samen, nämlich aus dem lebendigen Wort Gottes, das da bleibt.

Denn alles Fleisch ist wie Gras und alle seine Herrlichkeit wie des Grases Blume. Das Gras ist verdorrt und die Blume abgefallen; aber des Herrn Wort bleibt in Ewigkeit. Das ist aber das Wort, welches unter euch verkündigt ist.“

Amen.

Lasst uns beten:

Herr, unser Gott! Wir haben hier keine bleibende Stadt. Wir sind unterwegs und müssen alles zurücklassen auf dem Wege, den wir gehen.

Richte unsere Herzen auf das Ziel deines herrlichen Reiches, und lass uns dankbar annehmen, verantwortlich gebrauchen und getrost wieder abgeben, was du uns in dieser vergänglichen Zeit zur Verfügung stellst, bis wir dich sehen von Angesicht zu Angesicht.

Das bitten wir durch unseren Herrn Jesus Christus, deinen Sohn.

Lasst uns gemeinsam beten, wie Jesus es uns gelehrt hat:

Vater unser im Himmel. Geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit.

Amen.

Segen

Der Herr segne und behüte uns. Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig. Der Herr hebe sein Angesicht über uns und gebe uns Frieden. Amen.

Die Kirche (Foto: H. Krämer) 


Auch hier bat Karl Weber, Karlsruhe, Pfarrer Tunkel um seine Mitwirkung. Betroffen von dem Zustand der Kirche im Innern, richtete er einige persönliche Worte an uns und sprach die Hoffnung aus, dass es uns alsbald genehmigt wird, eine Gedenktafel an unserer Kirche anbringen zu dürfen (an anderer Stelle mehr dazu).

Nach dem gemeinsamen Gebet erteilte uns Pfarrer Tunkel den Segen des Herrn.

Besichtigung der Kirche
Nun gab es auch hier Gelegenheit sich im Innern der Kirche umzusehen. Dabei war keine Änderung des trostlosen Zustandes gegenüber 2006 festzustellen. Die orthodoxe Kirchengemeinde ist Besitzer der Kirche und hält ihre Gottesdienste im Vorraum unserer Kirche ab. Für den Innenraum fühlt sich seit vielen Jahren offensichtlich niemand zuständig.

Bekanntlich ist eine neue (kleine) Kirche, auf dem Platz gegenüber der Kirche (Eisemanns-Wirtshaus) seit Jahren im Bau, aber nach wie vor ist der Rohbau noch nicht fertig.

Das gemeinsame Mittagessen im Restaurant in unserem ehemaligen Pfarrhaus
Zum Abschluss unseres gemeinsamen Tagesprogrammes, hatten wir, wie schon vor zwei Jahren, wieder unsere Gastgeber eingeladen, dazu noch alle, die in irgend einer Form zur Verwirklichung der Gedenkstätte auf dem Friedhof beigetragen haben. Ebenso alle Ehrengäste, die der Einweihung beiwohnten.
Auch diesmal glich der Saal einem Festsaal und das Essen war das Beste, was uns auf unserer Reise angeboten wurde. Die Stimmung war auf dem Höhepunkt, zumal uns noch der angekündigte Besuch in unseren Häusern bevorstand.
Wir nutzten die Gelegenheit, um uns bei einem Teil unserer Gastgeber mit der Überreichung kleiner Präsente zu bedanken.


Beim Mittagessen in Bulkes im ehemaligen Pfarrhaus (Foto: E. Noitz)
 

Der Besuch in den Häusern, Begehung der Straßen und des Ortes
Gemäß unserem Wunsche wurden wir diesmal aus organisatorischen Gründen von unseren jeweiligen Gastgebern nicht abgeholt. So gut es ging, hatten wir, insbesondere unseren Nachkommen, Dolmetscher zur Seite gestellt. Die heutigen Besitzer in unseren Häusern waren weitestgehend wieder sehr entgegenkommende Gastgeber.
Für viele unserer Reisegruppe war der Besuch in den Elternhäusern der bewegendste Teil der Reise. In der Regel durften wir alle Räume begehen und konnten feststellen, dass einiges noch unverändert ist. Zum Teil waren wir ja schon mit den heutigen Bewohnern bekannt, man freute sich gegenseitig auf das Wiedersehen.
Einige aus unserer Reisegruppe konnten ihre Elternhäuser nicht mehr besuchen, weil sie nicht mehr vorhanden sind. Insbesondere im Neudorf gegen Gajdobra, die letzte Reihe ist ganz abgerissen, die Straße am Grundloch entlang ist völlig neu bebaut, dazu noch mit anderer Parzellenbreite. Man besuchte Häuser von Verwandten und oder benutzte die Zeit, um das Dorf zu begehen, ebenso wie ein Großteil derer, nach dem Besuch ihrer ehemaligen Häuser.
Doch alle Jüngeren waren begeistert von den breiten Straßen in Bulkes. So was hatten sie in ihrem Leben noch nie gesehen oder konnten als Kleinkinder in Bulkes keine Erinnerung dazu haben.

Ein Abschied, zum Teil für immer
Gegen 18.00 Uhr wurde es Zeit „unser Bulkes“, in der Struktur und in der Erinnerung ist es noch unser Bulkes, zu verlassen.
Der Abschied hatte nicht für alle die gleiche Bedeutung. Ein Teil kam am Montag wieder, weil ihnen die paar Stunden nicht ausreichten. Andere, besonders die Nachkommen, wollen unbedingt wieder kommen, aber für unsere älteren und ältesten Reiseteilnehmer war es ein Abschied für immer. Aber der Großteil von ihnen war froh, die geliebte Heimat noch einmal gesehen zu haben.
An diesem Abend hatte man sich beim Abendessen und danach in den einladenden Aufenthaltsräumen sehr viel zu erzählen.

Ein Dank an die neuen Bewohner von Bulkes, dem heutigen Maglic
Man hat uns nun zum zweiten Mal einen sehr herzlichen Empfang bereitet. Das ist nicht selbstverständlich, ja es ist eine Ausnahme. Uns ist auch nicht bekannt, dass sich die neuen Bewohner anderer Ortschaften finanziell an einer Gedenkstätte für deutsche Toten beteiligten, ja sogar alle Kosten übernehmen wollten. Darüber hinaus ist die Gemeindeverwaltung interessiert, unsere Kirche als Bauwerk und die Struktur des Dorfes erhalten zu wollen. Das sind völkerverbindende Gesten hohen historischen Ausmaßes.

Wir, die Heimatgemeinschaft Bulkes, sagen an dieser Stelle „Herzlichen Dank“ !!


Montag, 22. September – der letzte Tag in unserer Heimat

Der geteilte Montag
Wie schon an anderer Stelle erwähnt, wollte ein Teil - etwa 30 Teilnehmer - den Tag noch einmal in Bulkes verbringen.
Dabei hatten einige die Gelegenheit genutzt und auf dem Standesamt bei Frau Marjanovic Urkunden über ihre Familienangehörigen erhalten oder auch einzelne Auskünfte über ihre Angehörigen aus den standesamtlichen Unterlagen.
Andere gingen in Gruppen oder auch einzeln die Straßen auf und ab, interessierten sich für Häuser von Verwandten und Bekannten und konnten in Ruhe fotografieren oder auch filmen.
Für alle war ein Mittagessen im Restaurant eingeplant und für die, welche nach dem Essen zurück nach Neusatz wollten, machte gegen 14.30 Uhr unser tüchtiger Fahrer, Jürgen Stopp, eine Extrafahrt.
Alle anderen Bulkes-Fahrer wurden dann um 18.00 Uhr zurück gebracht. Dazu gehörten auch Claudia Wahl, Otto Harfmann und ich.

Die Ereignisse brachten es mit sich, dass am Montag um 9.00 Uhr ein Gespräch zwischen der Gemeindeverwaltung Maglic und des Heimatausschusses notwendig wurde. Dazu im Folgenden der Bericht von Otto Harfmann.


Besprechung des Heimatausschusses mit der Gemeindeverwaltung Maglic
Ein Bericht von Otto Harfmann

Wie im Vorfeld unseres Besuches geplant, fand am Montag den 22.9.2008, 9.00 Uhr, eine Lagebesprechung der beiden Gremien über den aktuellen Stand der Beziehungen statt.
Teilnehmer Maglic: die Herren
Zotovic, Nisic u. Bogdanovic sowie Frau Marjanovic,
für Bulkes:
K. Weber, O. Harfmann, W. Bauderer, J. Hoffmann, Christine Straubhaar.
Dabei standen folgende Themen im Mittelpunkt:

Friedhof
Bekanntlich beabsichtigt die Gemeinde Maglic auf dem noch nicht bebauten Gelände des Friedhofes einen Park anzulegen. Dazu erhalten wir eine Dokumentation, wo die Planung und der zeitliche Ablauf zu ersehen sind. Die Errichtung und Einweihung unserer Gedenkstätte war der erste Schritt dazu.
Desweiteren sollen u. a. alle unbrauchbaren alten und beschädigten Grabsteine zu einem Hügel aufgeschichtet und mit Bulkeser Erde überdeckt werden.
Noch gut erhaltene Grabsteine mit lesbaren Inschriften sollen in mehreren Gruppen an verschiedenen Stellen des Parkes aufgestellt werden.

Gedenktafel an unserer Kirche
Diese wollten wir schon bei unserem Besuch, wie den Gedenkstein auf dem Friedhof, einweihen. Im Beiblatt der letzten Ausgabe unserer H-Z hatten wir berichtet und den von uns gewünschten Text veröffentlicht. Nach Darstellung der Maglicer Seite waren dazu in der kurz bemessenen Zeit nicht alle Genehmigungen einzuholen. Denn, Eigentümer der Kirche ist der Staat Serbien und Besitzer die orthodoxe Kirche.
Bei diesem Gespräch wurde uns von der Gemeindeverwaltung die Zustimmung zur Einweihung im Jahre 2009 signalisiert. Wir gehen davon aus, dass sie den Staat Serbien vertritt und dazu lediglich die formale Zustimmung des Staates benötigt.
Die Zustimmung des orthodoxen Bischofs der Batschka, Erine, lag zum Zeitpunkt des Gespräches noch nicht vor. Diese hat nun in der Zwischenzeit der zuständige Pfarrer der evangelischen deutschen Kirche für Serbien, Dieter Tunkel, eingeholt. Nach seinen Worten hat Bischof Erine ohne Umschweife zugestimmt, zumal ja unsere Vorfahren die Kirche erbaut hätten. Unter der Annahme, dass nun auch die Einweihung der Gedenkstätte in Jarek 2009 endlich erfolgen soll, würden wir unsere Tafel einen Tag später einplanen. Es ist davon auszugehen, dass dieser Termin bereits im Sommer sein wird.

Erhaltung unseres Kirchengebäudes
Dazu wird die Gemeindeverwaltung Maglic alles Denkbare unternehmen, d. h., sie werden alles versuchen, staatliche Mittel zu erhalten. In diesem Sinne hat auch Pfarrer Dieter Tunkel beim Staate Serbien die Rückgabe unseres Kirchenvermögens beantragt. Die Rückgabe kann, wenn sie überhaupt stattfindet, nur an eine Institution innerhalb Serbiens erfolgen. Dazu wäre die deutsche evangelische Kirchengemeinde von Belgrad berechtigt, sie ist mittlerweile staatlich anerkannt, Pfarrer Dieter Tunkel wird deshalb noch in diesem Jahre als Senior der evangelischen Kirche in Serbien ernannt werden.
Die Kirche kann als Gotteshaus keine Verwendung mehr finden, weil keine evangelischen Deutschen mehr da sind. Unter diesen Voraussetzungen wäre sowohl unser kirchlicher Vertreter, Pfarrer Tunkel und auch wir als Bulkeser Gemeinschaft, der Gemeindeverwaltung Maglic sehr verbunden, die Kirche in ihr Eigentum zu übernehmen sie als Dorfmittelpunkt und für Museumszwecke zu erhalten.

Schüleraustausch/Jugendaustausch
Dieses Anliegen, insbesondere des Schuldirektors Bogdanovic, richtet sich in erster Linie an die Stadt Kirchheim/Teck. Zwischenzeitlichen Rückfragen mit der Bundeslandsmannschaft in dieser Richtung war kein Erfolg beschieden. Dort lagen schon ähnliche Anfragen vor. Wir Donauschwaben sind zu weit gestreut.
Ich werde dieses Thema im Rahmen der Information über unsere Reise mit Frau Oberbürgermeisterin Matt-Heidecker besprechen.

Standesamtsbücher
Unser Vorsitzender Karl Weber hat sehr deutlich darauf hingewiesen, dass bei diesem Problem schon über fünf Jahre Stillstand herrscht. Um diese Dokumente (Kopien) für die Nachwelt, insbesondere für die Ahnenforschung zu bearbeiten, ist es fast zu spät. Dazu sind Kenntnisse über die Familienzusammenhänge notwendig, über die nur noch ganz wenige Bulkeser Wissensträger verfügen. Frau Marjanovic ermunterte uns, noch einmal einen Antrag nach Belgrad zu richten, um vor allem zu garantieren, dass ein Missbrauch der Daten ausgeschlossen wird. Sie meinte, beim letzten Antrag hatte das Ministerium unsere Absicht, die Dokumente aufzuarbeiten, um sie auch dem serbischen Staat nützlich zu machen, nicht voll verstanden. Sie glaubt fest, dass wir dieses Mal Erfolg haben werden. Wenn die Genehmigung vorliegt, wird sie alles weitere tun.
In der Zwischenzeit hatte Willi Bauderer den Antrag umgeschrieben und die Zustimmung von Frau Marjanovic eingeholt. Von unserem Vorsitzenden Karl Weber unterschrieben und per Einschreiben nach Belgrad abgesendet, erwarten wir nun einen positiven Bescheid.

Überreichung einer Beschallungsanlage als Gastgeschenk
Bekanntlich waren unsere Maglicer Gastgeber schon vor zwei Jahren von unserer Beschallungsanlage angetan und waren an einer solchen Anlage sehr interessiert.
Nachdem sich Maglic bereit erklärte, die Gedenkstätte alleine zu finanzieren, war es klar, dass unser Gastgeschenk im Zuge unseres Besuches nicht zu klein ausfallen sollte. Was lag also näher, als dieses Interesse wahrzunehmen und entsprechend zu handeln.
Nachdem Herr Zotovic am Sonntag wegen einer Hochzeit zeitweise verhindert war, überreichten wir unser Geschenk am Montag während der Sitzung. Unsere Maglicer Partner, an der Spitze Herr Zotovic, waren sehr erfreut und erklärten uns, dass die Anlage bei mehreren Gelegenheiten Verwendung finden würde. Wir denken, dass wir damit auch im Sinne der meisten Bulkeser gehandelt haben.

Errichtung und Finanzierung der eingeweihten Gedenkstätte
Bekanntlich war diese Gedenkstätte von unserer Seite schon länger in Planung, sie war auch ein Herzenswunsch von unserem verstorbenen Vorsitzenden Franz Jung. Das Schicksal wollte es, dass er diese große Stunde, die er so herbeigesehnt hatte, nicht mehr erleben konnte.
Dass die Gedenkstätte am Ende bautechnisch nicht nach unseren Vorstellungen errichtet wurde und unsere vorgesehene Inschrift nicht ganz genehmigt wurde, haben wir schließlich akzeptiert. Es ist uns nicht bekannt, dass es in Serbien einen Ort gibt, wo die nach uns angesiedelten Bewohner sich finanziell an einer Gedenkstätte für unsere Toten beteiligten. In diesem Falle hatten sich die Maglicer bereit erklärt, sogar alles zu finanzieren, offensichtlich deswegen, weil sie die für uns wichtigste Passage der Inschrift nicht akzeptieren konnten.
Deshalb sind wir ihnen ein Stück des Weges entgegen gekommen und haben uns mit 3.300 Euro an den Gesamtkosten von 11.300 Euro beteiligt.
Insofern war dieses Gespräch auch das würdige Forum zur persönlichen Übergabe dieses Betrages. Wir hoffen, auch hiermit im Sinne der Bulkeser Gemeinschaft gehandelt zu haben.

Claudia Wahl und ich hatten für die Zeit nach der Sitzung, assistiert von Otto Harfmann, Filmaufnahmen von rund 180 Bulkeser Häusern auf dem Plan.
Wir konnten dann um 11.15 Uhr mit dem Filmen beginnen, aber weil wir sehr knapp in der Zeit waren, versorgte uns Otto mit Essen und Trinken, was wir dann in den Aufnahmepausen zu uns nahmen. Um alle noch ausstehenden Häuser aufnehmen zu können, mussten wir fast ganz Bulkes begehen und trotz der weiten Wege hatten wir bis 18.00 Uhr alles geschafft.

Für 40 Teilnehmer hatten wir mit dem einen Bus kurzfristig eine kleine Rundreise organisiert. Darüber berichtet im Folgenden Jutta Bauderer-Häberle.

Die Übrigen der Reisegruppe hatten den Tag einzeln, jeder für sich, mit verschiedenen Zielen, an verschiedenen Orten, verbracht.


Ausflug am 22.9.2008
Ein Bericht von Jutta Bauderer-Häberle, Ehrenkirchen

Am Montag, dem 22. um etwa 9 Uhr, nehmen 40 Personen der Bulkeser Reisegruppe an einer Busfahrt in das Hinterland von Novi Sad (früher Neusatz) teil. Für viele ist es eine Reise in die Vergangenheit, für andere etwas völlig Neues. Der Reiseführer, ein junger Student, gebürtig aus Novi Sad, spricht so gut Deutsch. Es stellt sich heraus, dass er 6 Jahre in Berlin lebte und dort zur Schule ging. Er weiß viel, wir erfahren einiges über die politische und wirtschaftliche Lage in Serbien.
 
Zuerst fahren wir durch Novi Sad, um uns einen Gesamteindruck zu verschaffen. Eine halbe Million Menschen leben hier. Die Hauptstadt der Provinz Wojwodina befindet sich im Aufschwung, was man an vielen Neubauten erkennen kann. Man klagt nicht über Arbeitslosigkeit. Zu Fuß begeben wir uns in die Altstadt. Der Charme des ehemaligen Österreich-Ungarischen Kaiserreichs ist noch zu spüren. In der zentralen Fußgängerzone um den Freiheitsplatz stehen frisch renovierte und Stuck verzierte Bürgerhäuser. In der Stadt pulsiert das Leben, es gibt viele kleine Cafés und Bistros, die zum Verweilen einladen. Seit unserem letzten Besuch 2006 hat sich einiges verändert. Die Renovierung der Kirche gegenüber dem Rathausplatz ist abgeschlossen und wir können sie von Innen bewundern. Wir müssen weiter.

Nun fahren wir hinauf zur Festung Peterwaradein. Sie wurde in mehreren Bauabschnitten errichtet. In Jahre 1692 wurde der Grundstein für die Festung gelegt und die Leopold-Bastion erbaut. Erwähnenswert sind: die Festungsterrasse mit ihren 18 schmucken Kandelabern (von hier aus hat man einen Panoramablick auf die Stadt), die Donau und ihre Brücken, der Uhrenturm, der Paradeplatz mit dem Kanonenturm (monumentalstes einstöckiges Gebäude der Festung), in dem das Stadtmuseum untergebracht ist, und das Tor von Kaiser Leopold VI. mit der Jahreszahl 1780, die das Ende der Bauzeit der Festung anzeigt.

Unser Reiseführer hat uns nun in einem typischen Gasthaus der Region angesagt. Nach einem üppigen Mittagessen besichtigen wir das Kloster in Bodjani.

Dort werden wir von einem der drei Mönche erwartet, die das Kloster bewirtschaften und Gottesdienste abhalten. Dieser spricht zu schnell, unser Reiseführer hat Mühe zu übersetzen. Wir hören viel über die Geschichte, die das Kloster seit Jahrhunderten erlebte, von der Zeit, als es in muslimische Hände fiel, ein Wasserbecken für rituelle Waschungen stammt noch aus dieser Zeit. Wir sehen Wandmalereien von Žefarović und ein Kleinod des Klosters, ein Ikonenbild der Muttergottes. Er berichtet auch über die Schwierigkeiten in kommunistischer Zeit. Die Lage des Klosters ist auch heute nicht einfach.

Für die sehenswerte Stadt Bodjani haben wir keine Zeit. Wir fahren zu einer der größten Burganlagen Mitteleuropas, der Burg Bač
. Viel ist nicht mehr vorhanden. Mauerreste, Türme sowie Reste einer riesigen Wallanlage lassen erahnen, welche Bedeutung dieses Bollwerk einst hatte. Ursprünglich war sie von Wassergräben umgeben, wodurch sie in der freien hügeligen Landschaft gut geschützt war. Nach dem letzten Brand im 18. Jahrhundert wurde die Burg aufgegeben.

Der interessante Ausflug in das Hinterland geht gegen 18 Uhr zu Ende und wir fahren zurück ins Hotel Park nach Novi Sad.


Der letzte Abend im Hotel in Neusatz
Einige waren im Laufe des Montags schon abgereist. Die Bulkes-Besucher am Montag waren zufrieden zurück gekehrt.
Nicht ganz so die 40 Teilnehmer der Rundfahrt. Der Organisator Joschi Wahl aus Palanka, unser bisheriger Taxi-Unternehmer, mit dem wir bisher sehr zufrieden waren, hatte den Preis für diese Reise völlig überzogen. Die Fahrt erfolgte mit unserem Bus und mit unserem Fahrer. Der Reiseführer war unerfahren. Unter diesen Umständen war der Preis mit 25 Euro pro Person, zusammen 1000 Euro, nur für 40 Mittagessen und den Reiseführer, viel zu hoch. So wie es z. Z. aussieht wird Joschi Wahl einlenken und einem finanziellen Ausgleich zustimmen. Näheres dazu in der nächsten Ausgabe der H-Z.
Trotzdem hörten wir an diesem Abend und auch bis heute nur zufriedene Äußerungen über den gesamten Verlauf unseres Heimatbesuches.
Zum Abschied war zu unserer Freude noch Frau Marjanovic aus Maglic mit ihren beiden erwachsenen Töchtern gekommen. Wir von der Reiseleitung konnten nach einigen Diskussionen unsere Restrechnung doch noch bis Mitternacht erhalten und fast komplett begleichen, um am Dienstag Morgen rechtzeitig abreisen zu können. Auch an diesem Abend nützten noch ein großer Teil die sehr bequemen und einladenden Sitzgruppen im Foyer des Hotels zum Erzählen und blieben bis nach Mitternacht.
 

Dienstag, 23. September - Tag der Heimreise

Wir genossen zum letzten Mal das Frühstücksbüfett. Mit Hilfe der Pagen brachten die Busteilnehmer ihre Koffer im richtigen Bus unter und nahmen (wie immer) pünktlich ihre Plätze ein. Wir von der Reiseleitung mussten an der Rezeption wieder Druck machen, um den Rest bezahlen zu dürfen.
Als wir so weit waren, stellten wir fest, dass wir kein Gruppenfoto hatten. Also mussten alle wieder aus den Bussen heraus, um auf den geräumigen Eingangstreppen das Versäumnis nachzuholen. Ich denke, das Gruppenfoto ist so gut geworden, dass kaum jemand das nochmalige Aussteigen bedauert.
Nach dem Abschied von unseren restlichen Flugzeugreisenden machten wir uns mit etwa 20 Minuten Verspätung auf den Weg nach Wien.
Die gute Stimmung war ungetrübt bis zur ungarischen Grenze. Die nicht nachzuvollziehenden Wartezeiten, sowohl bei den serbischen, vor allem aber bei den ungarischen Grenzbehörden, brachte unseren Zeitplan in Verzug.
Es war wiederum unseren sehr sehr guten Busfahrern zu verdanken, dass wir nach flotter Fahrt und gut ausgesuchten Raststätten in Wien, im Haus der Heimat, mit nur einer Stunde Verspätung, gegen 18.00 Uhr eintrafen.


Gruppenfoto der Reiseteilnehmer am Hoteleingang



Ein unvergesslicher Kerweih-Abend – ein würdiger Abschluss in Wien
Unsere Wiener Bulkeser, mit Heinrich Bauer an der Spitze, assistiert von weiteren donauschwäbischen Landsleuten, bereiteten uns einen sehr herzlichen Empfang und hatten alles bestens vorbereitet.
Sie wussten telefonisch von unserer Verspätung, nahmen ihr Abendessen schon früher ein, um voll zu unserem Wohl zur Verfügung zu stehen. Der Saal glich einem Festsaal, das sehr gut schmeckende Abend-Menü wurde uns umgehend gereicht, aber die Begrüßung wollte kein Ende nehmen. Was freuten wir uns, unser Bulkeser Urgestein-Ehepaar, Karl und Christine Jung, die über sechs Jahrzehnte so viel für unsere Gemeinschaft getan haben, in die Arme schließen zu können. Schulkameraden, Nachbarn und Verwandte, die sich, seit wir von zu Hause weg sind, noch nie gesehen haben, freuten sich miteinander. Unsere Nachkommen durften echte Bulkeser Gastfreundschaft kennen lernen.
Unser Musikant, der sehr dezent traute Weisen erklingen ließ, sorgte für beste Stimmung an diesem Abend, an dem die Zeit viel zu schnell vorrückte. Wie gerne wären wir noch Stunden länger geblieben, aber gegen 22.00 Uhr war es Zeit, die einstündige Fahrt, mit zusätzlichen Geschenken von unseren Wiener Gastgebern, zu unserem Quartier am Neusiedlersee anzutreten.
Ein ermüdender Tag, nach sechs Tagen Reisestrapazen, besonders für unsere älteren Teilnehmer, hatte ein gutes Ende gegangen. Aufgeteilt in drei verschiedene Hotels, organisiert von der Hotelkette Drescher in Rust, wurde es fast Mitternacht bis wir zum Schlafen kamen.


Sie freuen sich: N. Petri, K. Wahl geb. Greifenstein, J. Greifenstein, C. Wahl (Foto: H. Krämer)


K. Jung und J. Bieber im Gespräch (Foto: H. Krämer)


H. Beck und C. Wahl (Foto: H. Krämer)


Nachbarskinder von daheim: H. Bauer und J. Hoffmann (Foto: H. Krämer)


Nachbarn von daheim: N. Petri, K. Wahl geb. Greifenstein, K. Weber geb. Lauterer (Foto: C. Wahl)


Abschiedslied im Kreise stehend: "Wahre Freundschaft soll nicht wanken" (Foto: H. Krämer)



Abschied in Rust: L. Karl geb. Lauterer, C. Straubhaar geb. Schmidt, J. Greifenstein, K. Wahl geb. Greifenstein (Foto: C. Wahl)


Mittwoch, 24. September - der letzte Heimreisetag

Nach reichlichem Frühstück vom umfangreichen Büfett sammelten uns die Busse ein. Nachdem wir auch hier noch einen Rest der Gesamtrechnung beglichen hatten, nahmen wir Abschied von unseren letzten Wiener Bulkesern, Claudia Wahl und Mutter Katharina, und machten uns auf den Heimweg.
Nach der gemeinsamen Fahrt der Busse, die sich jetzt wieder trennen mussten und nach einem Halt an der Raststätte Ansfelden, begann das große Abschiednehmen zwischen den Insassen der beiden Busse, das kein Ende nehmen wollte.
Aber auch diese letzte Wegstrecke bewältigten unsere Busfahrer glänzend und brachten uns alle gut nach Hause. In Karlruhe um 21.00 Uhr und in Fußgönheim um 20.00 Uhr waren wir, die Letzten, wohlbehalten eingetroffen.

Reiseberichte von Teilnehmern

Ausschnitte aus einem persönlich gerichteten Schreiben über die Reise von Gerda Schmid, geb. Hähnel, Jahrgang 1942, Haus Nr. 466, wohnhaft in Nürnberg

„Es sind schon wieder fast vier Wochen vergangen, dass wir voller Eindrücke von unserer Heimatreise zurückgekehrt sind. Im Gegensatz zu 2006, habe ich dieses Mal ein Gefühl der Ruhe, wenn ich an Bulkes denke. Wir haben würdige Stunden des Gedenkens erlebt, an den äußeren Umständen werden wir wohl nicht mehr viel ändern können (Massengräber, Zerfall der Kirche).

Ich habe wieder mehr erfahren können, was meine Vorfahren betrifft und bin durch all die Straßen gegangen, sogar in der Csarda war ich, wobei viele Erinnerungen an die Erzählungen aufgekommen sind. Ich denke, damit sollte ich es auch bewenden lassen. Das Bulkes von heute ist nicht mehr unsere Heimat, unser Dorf. Ich will es aber gerne so sehen, wie ich es aus den Schilderungen kenne, als es noch von unseren Familien bewohnt wurde und ganz mit aktivem Leben erfüllt war.

Auch dieses Mal bin ich Dir, lieber Karl und allen, die Dir geholfen haben diese Fahrt und den Aufenthalt zu organisieren, unendlich dankbar. Besonderen Dank für den unermüdlichen Einsatz jedem gerecht zu werden und zu helfen, bei Fragen nach der Herkunft oder über die Geschehnisse damals.

Ich habe zwar gesagt, jetzt ist es für mich genug und ich fahre nicht mehr mit – aber sicher bin ich mir nicht!“


Eine unvergessliche Reise in die Heimat meiner Vorfahren

Als ich in Ansfelden einstieg, wartete schon die erste Überraschung auf mich. Ich suchte mir einen freien Platz und der Zufall wollte es, dass ich mich neben Margarethe Schuster setzte. Als wir uns gegenseitig vorstellten, kamen wir darauf, dass wir beide geborene Klaus sind. Der Bann war gleich gebrochen und wir hatten Gesprächsstoff bis Rust.

Die lange Busfahrt nach Novi Sad war meinen Verwandten und mir nie langweilig, denn wir wurden mit Fragen nach der Vergangenheit und Anschauen von Fotos kaum fertig. Doch Katharina Höhler, Maria Ott und Herta Rößner, unsere Sitznachbarn im Bus, konnten uns vieles erklären. Am allermeisten freute ich mich auf den Tag in Bulkes.

Dort war es wieder Zufall, dass ich gleich hinter dem neuen Gedenkstein, einen alten, gut erhaltenen Grabstein mit dem Namen „Barbara Klaus“ fand. Die Hoffnung, dass es meine Urgroßmutter war, wurde mir in der Zwischenzeit, nach der Reise, durch Nikolaus Weber bestätigt!

Als wir dann nach dem Mittagessen in die Häuser durften, hatte ich wieder das Glück, dass ich Fritz Werle als Dolmetscher bekam, welcher ein Nachbarsjunge und ein Freund meines Vaters war und das Elternhaus meines Vaters gut kannte. Ich wurde sehr freundlich aufgenommen und durfte mir alles anschauen.

Es war alles wunderbar organisiert, wofür ich Karl Weber und Otto Harfmann besonders danken möchte. Diese Reise werde ich mein ganzes Leben nicht vergessen, da sie voller Emotionen war und ich viele Bekanntschaften knüpfen konnte.

Ich hoffe sehr, dass wir uns vielleicht doch noch einmal bei einer ähnlichen Fahrt sehen werden.

In freundschaftlicher Verbundenheit
Nachkomme - Elfriede Noitz
(geb. Klaus-Heckelmann, Haus Nr. 70)


Grabstein der Urgroßmutter (Foto: E. Noitz)


Lieber Karl,

als ich im September 2007 in Speyer erfahren habe, dass noch einmal in die alte Heimat meiner Eltern gefahren wird, stand für mich, wie schon im Jahr 2006 fest, ich fahre mit. Ich wollte unbedingt in Neusatz (Novi Sad) auf dem Friedhof nach dem Grab meines Großvaters (Kitzerhanse Filipp, Haus Nr. 188) suchen und habe es mit Hilfe meines Cousin, Karl Elicker, Haus Nr. 145 und seiner Frau Heidi, auch gefunden.

Die Gedenkfeier in Jarek war wieder, wie schon vor zwei Jahren, sehr ergreifend, da viele nahe Angehörige (meine Schwester, Großmutter, Urgroßmütter und Tanten) in den Massengräbern liegen.

Der Besuch am Sonntag in Bulkes mit der Einweihung des Gedenksteins auf dem Friedhof war überwältigend.

Wieder wurden wir von den Bewohnern vom heutigen Maglic sehr herzlich empfangen.

Es war wieder eine sehr gelungene, ergreifende Reise in die Vergangenheit und ich danke allen von Herzen, die uns diese Reise ermöglicht haben.

Ilse Wanger, geb.Elicker (Haus Nr. 155), Nachkomme


Ausschnitte aus einem persönlich gerichteten Schreiben über die Reise von Käthe Erin, geb. Bauer, Haus Nr. 464, wohnhaft in Aach/Hegau, Nachkomme

Nachdem ich eine wirklich schöne und perfekt organisierte Reise nach Serbien erlebt habe, möchte ich mich hiermit nochmals herzlichst für alles bedanken.

Ja, morgen wird es ein Jahr, dass meine Mutter gestorben ist. Sie fehlt mir schon sehr. Denn ich hatte mit ihr immer sehr viele interessante Gespräche. Sie hat mir sehr viel aus ihrer Vergangenheit erzählt und so kam mir die Gegend in der Batschka sehr vertraut vor. Und trotz allem war ich über Bulkes sehr überrascht. Denn ich bin mit einer Vorstellung, die ich mir zurecht gezimmert habe aufgewachsen und habe dann festgestellt, dass meine bisherige Vorstellung doch nicht ganz stimmte. Ich war überrascht, wie schön Bulkes gewesen sein muss. Ich denke schon, dass alle Ortschaften in dieser Art waren. Und ich kann jetzt besser nachfühlen, was für ein Verlust es für Euch alle gewesen sein musste, diese Heimat gezwungenermaßen verlassen zu müssen.

Obwohl meine Mutter mehr in Torschau lebte, hat sie mir immer sehr viel von Bulkes erzählt und ich war froh, dass ich wenigstens auf dem Grundstück der Familie Weber-Hesse sein durfte und den Brunnen noch gesehen habe, wo man immer die Melonen gekühlt hatte. Ich war so doch ein bisschen mehr den Erzählungen meiner Mutter nahe.

Es war ja auch so interessant, dass ich viele der Leute, die dabei waren, einfach namentlich, mit ihren ganzen Spitznamen, kannte.

Und dass ich dann den Kranz am Gedenkstein mit Horst Walch, im Namen der Bulkeser Heimatgemeinschaft niederlegen durfte, war eine besondere Ehre für mich, wofür ich auch nochmals danke sagen möchte.

Ja, die Reise war ein besonderes Erlebnis für mich und hat dazu beigetragen, die Wurzeln meiner Herkunft besser kennen zu lernen und so auch den Verlust meiner Eltern besser zu verarbeiten.

Es war mir auch ein besonderes Anliegen, diesen Brief zu schreiben, weil es nicht selbstverständlich ist, in einer solchen Gemeinschaft so nett und freundlich aufgenommen zu werden.

Und Karl, wenn ich Dich so hörte über die Geschichte zu erzählen, versetzte mich das in die Gespräche mit meiner Mutter zurück. Für meine Mutter war Geschichte immer wie ein Hobby und sie wusste unheimlich viel davon. Mit ihr diese Gespräche zu führen war immer eine Bereicherung. Und Deine Erzählungen haben mich so daran erinnert.


1200 km in die Vergangenheit in die alte Heimat Bulkes (Maglic)

Als eine Reise in die Heimat meines Vaters und Großeltern möglich war, wussten wir, dass dies die letzte Möglichkeit ist, diese Gegend kennen zu lernen. Nach mehreren Telefonaten mit Karl WEBER wurde die Anmeldung abgeschickt.

Endlich war der Tag der Abfahrt (Freitag 19. 9. 2008) gekommen, die Koffer waren gepackt und wir warteten wie ausgemacht bei der Bushaltestelle in Winden im Burgenland/Österreich. Voller Anspannung warteten wir, was auf uns zu kommt. In rascher Fahrt kamen die Känguruh-Busse herangefahren, blieben stehen und Karl WEBER begrüßte uns und wir stiegen ein. Da für uns alle Mitfahrer unbekannt waren, wussten wir nicht, wie wir uns verhalten sollten. Jedoch gleich nach dem Einsteigen wurden wir sehr freundlich aufgenommen und sofort entstand das Gefühl, als wenn wir bei Verwandten wären.

Während der Fahrt konnten wir schon viele Erfahrungen über die alte Heimat und den damals dort lebenden Personen und deren Angehörigen sammeln. In Novi Sad angekommen wurden wir im 5 Sterne Hotel PARK untergebracht, welche die zweitgrößte Stadt Serbiens ist. Schon während des Abendessens kamen mehrere Mitreisende zu unserem Tisch und erzählten, dass sie mit unseren Verwandten in die Schule gingen, Freunde waren usw.

Am Samstag den 20. September 2008 ging es nach MITROVIC, wo eine Gedenkstätte eingeweiht wurde. Es gaben sich alle sehr viel Mühe, um Freunde zu werden. Auch fand ich es für gebührend, dass die Botschafter/in von Deutschland und Österreich Ansprachen hielten.

Für mich (Alois), der von den Geschehnissen nicht betroffen war, war es furchtbar, wie der Ort der Massengräber mit Begeisterung gezeigt wurde, ich ging fort und wollte die ehemalige Fabrik, wo in drei Etagen die Leute verhungerten und elendig zugrunde gingen, nicht sehen. MITROVIC fand ich als nicht sehenswürdige Ortschaft.

Am späten Nachmittag wurde eine Gedenkandacht in JAREK abgehalten. Das dort aufgestellte Holzkreuz stimmte mich schon traurig. Wie muss das erst für die mit uns anwesenden Überlebenden vom Lager gewesen sein.

Am Sonntag den 21. September 2008, der Tag des Besuches der alten Heimat BULKES. Schon während der Fahrt waren wir voller Neugierde, den Ort der Vorfahren zu sehen. Endlich war BULKES erreicht. Am Ortsanfang war eine Begrüßungstafel montiert und der Bus musste vor der Kreuzung anhalten, plötzlich sagte Karl WEBER, links das Eckhaus, ist WEBERS (Kendelmayer’s) Haus. Anneliese hatte Tränen in den Augen, das Haus ihres Vaters und ihrer Großeltern zu sehen. Sie war sehr überrascht, dass dieses Haus noch in einem so guten Zustand, nach so langer Zeit war. Sie konnte kaum sprechen, da sie so beeindruckt und gerührt war.

Die Ortsrundfahrt war sehenswert, da der Ort sehr schön angelegt ist. Im Bus herrschte volle Aufregung, da Karl aus dem Gedächtnis noch jedes Haus und deren früheren Besitzer beschreiben konnte. Die Einweihung der Gedenkstätte war sehr ehrwürdig und alle BETEILIGTEN bemühten sich, die Vergangenheit aufzuarbeiten.

Der anschließende Besuch der Kirche war wehmütig, jedoch das Mittagessen im ehemaligen Pfarrhaus war hervorragend. MAGLIC (Bulkes) war für mich ein reiner gepflegter schöner Ort. 

Diese Reise in die Vergangenheit war erlebniswert, Anneliese verließ schweren Herzens und mit Traurigkeit BULKES. Es ist ja verständlich, wenn man im Haus des Vaters bzw. der Eltern oder Großeltern war. Grete Taferner wollte unbedingt die Vergangenheit hinter sich lassen und an die Schrecken der Kindheit nicht mehr erinnert werden. Elfie Noitz konnte nicht genug von der Vergangenheit mit nach Hause nehmen und will unbedingt nochmals dorthin. 

Wir wollen uns recht herzlich bedanken, für die Mitnahme und freundliche Aufnahme in Eurem KREIS. Sollte jemand in Österreich Urlaub machen, ist jeder bei UNS recht herzlich eingeladen.  

Alois und Anneliese (WEBER – Kendelmayer’s) BÖCKMANN
Wilfleinsdorf am 3. Oktober 2008